EXTRABLATT 3/2025
Für Frieden – gegen jede Form des Antisemitismus!
Empfohlen von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur und dem Sankt Michaelsbund
Redaktionsteam: Dr. Jana Mikota • Dr. Claudia Maria Pecher • Martin Anker M. A. • Mag. Maximilian Mihatsch
Nach dem Anschlag vor einer Synagoge in Manchester warnt die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller vor einer neuen Welle von Antisemitismus in Europa.
Ihren Appell greifen wir gerne auf: Insbesondere Bildungseinrichtungen wie Bibliotheken und Schulen haben alles zu unternehmen, für ein gelingendes Miteinander in der Gesellschaft und gegen jede Form der Diskriminierung jüdischen Lebens einzutreten.
Cezary Harasimowicz
Mirabelka
Ein Mirabellenbaum erzählt Geschichte
Mit Illustrationen von Marta Kurczewska.
Aus dem Polnischen von Alexandra Wolfinger.
Berlin: Ariella 2025.
185 Seiten. 18 Euro. Ab 8 Jahren.
ISBN 978-3-94553-054-2
Das Bilderbuch erzählt aus der Perspektive eines Mirabellenbaumes die Geschichte mehrerer jüdischer Generationen seit den 1920er-Jahren. Der Baum blickt auf ein fröhliches Leben, das jäh grauenvoll beendet wird. Vergangenheit und Gegenwart fließen ineinander und erinnern an ein Viertel, das einst ein wichtiger Ort jüdischen Lebens war.
Thomas Harding
Das Haus am Park
Judith Kerr und ihr Leben in London.
Mit Illustrationen von Britta Teckentrup.
Aus dem Englischen von Nicola T. Stuart.
Berlin: Jacoby & Stuart 2023.
56 Seiten. 22 Euro. Ab 8 Jahren.
ISBN 978-3-96428-285-9
Judith Kerr ist den meisten Leserinnen und Lesern als Autorin des Buches Als Hitler das rosa Kaninchen stahl bekannt. Das Bilderbuch wendet sich ihrem Leben in London zu, nimmt Vergangenes und Gegenwärtiges auf, erzählt vom Überleben, der Erinnerung und der Verarbeitung.
Caren Stelson
Wie Sterne in der Nacht
Die lange Reise der jüdischen Kinder aus Prag
Mit Illustrationen von Selina Alko.
Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit.
Frankfurt am Main: Rotfuchs 2025.
48 Seiten. 16 Euro. Ab 8 Jahren.
ISBN 978-3-7571-0215-9 (EA: 13.08.2025)
Die Kindertransporte gehören zu den berührendsten Rettungsaktionen der 1930er Jahre. Das Bilderbuch nimmt die Geschichte auf und erzählt, wie 669 jüdische Kinder aus Prag gerettet werden konnten.
Maya C. Klinger
Wie ein Foto unser Leben rettete
Die wahre Geschichte der Familie Mandil
Mit Illustrationen von Isabel Kreitz.
Aus dem Hebräischen von Gundula Schiffer.
Berlin: Insel 2025.
120 Seiten. 15 Euro. Ab 9 Jahren.
ISBN 978-3-458-64493-4
Gavra erlebt eine glückliche Kindheit mit seiner jüngeren Schwester und seinen Eltern in Novi Sad im damaligen Jugoslawien. Als das Land von der deutschen Armee besetzt wird, muss die jüdische Familie fliehen, versteckt sich in Albanien und geht nach Ende des Krieges nach Israel. Originalfotos ergänzen den Text und Kreitz’ Illustrationen erfassen das, was nicht erzählt wird. Eine berührende Geschichte, die vom albanischen Ehrenkodex der Gastfreundschaft erzählt und damit von der Rettung von Jüdinnen und Juden.
Eva Lezzi
Die geheime Hütte im Wald
Mit Illustrationen von Stéffie Becker.
Weinheim: Gulliver 2025.
121 Seiten. 12 Euro. Ab 9 Jahren.
ISBN 978-3-407-81387-9
Nikita ist neu in der Klasse, beobachtet zwei Kinder und möchte mit ihnen spielen. Doch erst nach und nach entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den Kindern. Lezzi erzählt behutsam von geflüchteten Kindern, Mut und Freundschaft.
Eva Erben
Mich hat man vergessen
Erinnerungen eines jüdischen Mädchens
Mit Fotos und mit einem Interview.
Aus dem Hebräischen von Nathan Jessen.
Mit einem Nachwort von Mirjam Pressler.
Weinheim: Gulliver 2025.
144 Seiten. Ab 10 Jahren. 9 Euro.
ISBN 978-3-407-81397-8
Prag in den 1930er Jahren: Eva wächst in einem jüdischen Haushalt auf und erzählt von einer glücklichen Kindheit, die jäh im Frühling 1939 endet. Die Familie wird nach Theresienstadt deportiert, 1944 muss der Vater in den Osten, ein paar Wochen später wird auch Eva und ihre Familie nach Auschwitz deportiert. Eva überlebt und geht mit ihrem Mann nach Israel. Erbens Geschichte erzählt von Ausgrenzung, Vernichtung, aber auch vom Überleben und dem Leben nach der Shoah.
Antje Bones
Nebenan ist doch weit weg
Mit Illustrationen von Michael Szyszka.
München: dtv 2025.
304 Seiten. 10 Euro. Ab 11 Jahren.
ISBN 978-3-423-62817-4
Edith zieht mit ihren Eltern nach Krakau. Aber der Roman erzählt nicht nur vom Neuanfang in einem fremden Land, sondern beschreibt die Stadt mit ihrer Vergangenheit. Sie taucht ein in die Geschichte, begegnet neuen Menschen und lernt Facetten des jüdischen Lebens kennen.
Livia Bitton-Jackson
1000 Jahre habe ich gelebt
Eine Jugend im Holocaust
Aus dem amerikanischen Englisch von Dieter Fuchs.
Weinheim: Gulliver 2025.
256 Seiten. 10 Euro. Ab 13 Jahren.
ISBN 978-3-407-81398-5
Somorja 1943: Livia ist 13 Jahre alt, als sie mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert wird. In Auschwitz muss sie mit ihrer Mutter ums Überleben kämpfen, sie erleben die Todesmärsche und schließlich die Befreiung in Bayern. Livia Bitton-Jackson, die im Mai 2023 verstorben ist, erzählt schonungslos von ihrer Jugend im Vernichtungslager. Aber sie erzählt auch von Hoffnung und dem Wunsch nach Israel zu gehen.
Marek Edelman
Erinnerungen an das Warschauer Ghetto
Das Ghetto kämpft
Aus dem Polnischen von Ewa Czerwiakowski.
Stuttgart: Reclam 2024.
262 Seiten. 25 Euro. Ab 15 Jahren.
ISBN 978-3-15-011466-7
Marek Edelman war einer der bekanntesten Untergrundaktivisten im Warschauer Getto. Seine Erinnerungen wurden erst nach seinem Tod entdeckt und liegen jetzt in deutscher Übersetzung vor. Neben den Erinnerungen wird in dem Band auch Edelmanns Bericht Das Ghetto kämpft veröffentlicht. Ein eindrucksvolles Dokument.
Esther Dischereit
Ein Haufen Dollarscheine
Augsburg: Maro 2024.
310 Seiten. 24 Euro. Ab 16 Jahren.
ISBN 978-3-87512-676-1
Im Mittelpunkt steht eine deutsch-jüdische Familie und ihre Geschichte, die zwischen Berlin, Rom, Chicago und Heppenheim erzählt wird. Dabei verbindet Dischereit klug Gegenwart und Vergangenheit, schildert Kontinuitäten in der Geschichte und wendet sich den unterschiedlichen Formen zu, um mit der Vergangenheit umzugehen.
Mikołaj Łoziński
Stramer
Ein Familienroman
Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall.
Berlin: Suhrkamp 2024.
410 Seiten. 26 Euro. Ab 16 Jahren.
ISBN 978-3-518-43199-3
Nathan Stramer kehrt aus New York in die Nähe von Krakau zurück. Dort gründet er eine Familie, scheitert immer wieder geschäftlich und zugleich verändert sich die politische Situation. Der Autor erzählt vom unsagbaren Leid aus der Perspektive einer Familie. Klug lässt er Leerstellen zu und deutet das Grauen an, was den Roman auszeichnet.
Hamed Abdel-Samad & Philipp Peyman Engel
Was darf Israel?
Ein Streit
München: dtv 2025.
160 Seiten. 16 Euro. Ab 15 Jahren.
ISBN 978-3-423-28526-1
Zwei Männer, die bis zum 7. Oktober 2023 in einer freundschaftlich-kollegialen Beziehung standen, geraten in einen Streit. Es geht komplexe Fragen, unterschiedliche Positionen und dennoch auch um den Wunsch, miteinander im Gespräch zu bleiben. Der Briefwechsel beginnt, als Abdel-Samad auf X das Vorgehen Israels kritisiert, Peyman Engel wütend reagiert und sie beginnen, Argumente auszutauschen. Der Dialog ist anregend und wertschätzend. Sie nehmen sich den Raum, der in der aktuellen Kultur fehlt, nämlich sachlich zu diskutieren.
Michael Wolffsohn
Feindliche Nähe
Von Juden, Christen und Muslimen
Freiburg im Breisgau: Herder 2025.
272 Seiten. 24 Euro. Ab 16 Jahren.
ISBN 978-3-451-07291-8
Während sich der Krieg Israels mit der Terrororganisation Hamas immer mehr zuspitzt, religiös motivierte Gewalt weltweit an der Tagesordnung ist und antisemitische Übergriffe auch hierzulande zunehmen, erscheint ein theologisch-historischer Blick auf die gemeinsamen Wurzeln der drei großen monotheistischen Religionen beinahe aus der Zeit gefallen – und ist doch wichtiger denn je. Michael Wolffsohn zeichnet das Verhältnis von Judentum, Christentum und Islam in Geschichte und Gegenwart nach und deckt mit seinen messerscharfen und schonungslosen, aber auch feinsinnig humorvollen Analysen historische Kontingenzen in den Gemeinsamkeiten und Unterschieden auf. Sein besonderes Augenmerk gilt angesichts aktuellen Zeitgeschehens dem Verhältnis der Religionen zur Gewalt. Wer den grassierenden Phänomenbereich der religiös motivierten Gewalt, vor allem, aber nicht nur im nahen Osten, in seiner Tiefe verstehen möchte, sollte zu diesem brillanten Sachbuch greifen: denn nur mit tieferem Verständnis und Wissen kann versöhnte Zukunft gelingen.
Veranstaltungsreihe „Begegnung und Dialog in Buch- und Medienwelten“
Hass auf den Andersgläubigen und -denkenden entsteht vor allem dort, wo über-, nicht miteinander gesprochen wird: So entstehen Zerrbilder. Um gegen den um sich greifenden Antisemitismus zu wirken, ist daher besonders die echte Begegnung von Juden und Nicht-Juden geeignet. Dazu wollen wir in der Veranstaltungsreihe „Begegnung und Dialog in Buch- und Medienwelten“ einen kleinen Beitrag leisten.
Ausgewählte Termine:
- 19. Oktober, 16:30 Uhr, Michaelssaal, Maxburgstraße 1, München
60 Jahre katholisch-jüdischer Dialog: Rückblicke, Einblicke, Ausblicke
Mit P. Dr. Christian Rutishauser SJ und Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg - 25. Oktober, 18 Uhr, Buchhandlung Michaelsbund, Herzog-Wilhelm-Straße 5, München
Der Duft der Kiefern
Mit Bianca Schaalburg - 18. November, 19 Uhr, Michaelsbund, Herzog-Wilhelm-Straße 5, München
Spannungsfelder: Leben in Deutschland
Mit Dr. Josef Schuster und Ahmad Mansour - 8. Dezember, 19 Uhr, Evangelische Stadtakademie, Herzog-Wilhelm-Straße 24, München
Feindliche Nähe
Mit Prof. Dr. Michael Wolffsohn
Aktuelle Bücher der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur aus dem Verlag Sankt Michaelsbund zum Thema:
Astrid Dehe (Hg.)
Ich freu mich, daß am Himmel Wolken ziehen
Gedichte von Mascha Kaléko
München: Verlag Sankt Michaelsbund 2025.
72 Seiten. 7,90 Euro. Ab 16 Jahren.
ISBN 978-3-96411-014-5
Michael Wolffsohn
Hallo, ich bin Jude!
Eine aktuelle Textsammlung zu kontroversen jüdisch-israelischen Themen
München: Verlag Sankt Michaelsbund 2024.
160 Seiten. 14,90 Euro. Ab 16 Jahren.
ISBN 978-3-96411-010-7