LITERATURFORUM 25./26. April 2024 (Header)

„Die Würde des Menschen ist unantastbar

Gegen Antisemitismus, für Dialog und ein gesellschaftliches Miteinander
Mit Literatur und Film in Bücherei und Schule

25./26. April 2024
Konstitutionssaal im Schloss Gaibach | Schönbornstraße 2 | 97332 Volkach

Einladung

Die Lehren aus Diktatur, Genozid und Vernichtungskrieg finden sich im 1. Artikel des Grundgesetzes gebündelt: „Die Würde des Menschen in unantastbar“. Das neue demokratische Deutschland machte diesen Satz bei der Verabschiedung des neuen Grundgesetzes im Mai 1949 zum kategorischen Imperativ, denn es ging darum, „im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“ und vom „Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen“.

Am Vorabend des 75. Jahrestages des Grundgesetzes wird die Würde des Menschen jedoch wieder angetastet, nicht zuletzt durch antisemitische Handlungen. An die Stelle eines gesellschaftlichen Dialogs scheinen Polarisierung, Extremismus, Ausgrenzung und delegitimierende Abwertungen anderer zu treten, die die Autonomie des einzelnen betonen und ein Recht auf Widerspruch anmelden.

Die Jahrestagung 2024 der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur in Volkach stellt sich die Frage, auf welche Weise Kinder und Jugendliche dafür sensibilisiert werden können, die Würde des Menschen zu verteidigen und dem Artikel 2 des Grundgesetzes zu entsprechen, in dem gefordert wird, „Grundlage[n] jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt“ zu schaffen.
Die Erwachsenen sind vor die schwierige Aufgabe gestellt, insbesondere Kindern und Jugendlichen ein analytisches Instrumentarium an die Hand zu geben, das sie in die Lage versetzt, selbständig zu urteilen und sich gegen Gefährdungen unseres demokratischen Gemeinwesens auszusprechen. Mit Kurzvorträgen, Diskussionen, Workshops, Filmvorführungen und Lesungen von Autorinnen und Autoren sollen Einblicke in Mechanismen des Antisemitismus und der Demagogie gegeben werden, es geht um Fragen nach dem Verhältnis der Religionen sowie um die Sicherung und Wiederherstellung von Menschenwürde und Versöhnung. Angesprochen werden auch Tendenzen, die durch Framing und Schwarz-Weiß-Zeichnungen zur gesellschaftlichen Ausgrenzung führen können. Nicht zuletzt die Frage, welche Möglichkeiten die Kinder- und Jugendliteratur hat, um Irritationen und Störungen zum Thema zu machen und den Gedanken von Aufklärung und Toleranz im Sinne von G. E. Lessing durch das Erzählen von Geschichten zu befördern.

Der erste Tag der Veranstaltung steht besonders im Licht der Auswirkungen des Angriffs der Terrororganisation der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, fünfzig Jahre nach dem Jom Kippur-Krieg, als weit über tausend Menschen barbarisch ermordet, über 200 Geiseln genommen und das Land mit Raketenbeschuss überzogen wurden. Damit wurde im gesamten Nahen Osten ein Erdbeben ausgelöst, dessen Auswirkungen mittlerweile die ganze Welt erfasst. Den Hintergründen wie Folgen wird am ersten Tag nachgegangen. Der Abend des ersten Tages ist den Mechanismen von Demagogie, Desinformation und Manipulation gewidmet, während der zweite Tag der Frage nachgeht, wie Ausgrenzung überwunden werden kann, die Menschenwürde gedeihen kann und wie die Grundlagen von menschlicher Gemeinschaft, Frieden und Gerechtigkeit Kindern- und Jugendlichen gelehrt und vorgelebt werden kann.

Die Tagung richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer, Bibliothekarinnen und Bibliothekare, Interessierte der Geschichte, Religion und Kultur sowie insbesondere der Literatur und Medien für junge Menschen.

Wir freuen uns, Sie im Schloss Gaibach begrüßen zu dürfen!

Dr. Claudia Maria Pecher, Prof. Dr. Gabriele von Glasenapp, Maximilian Mihatsch, Dr. Jana Mikota und Prof. Dr. Thomas Weber

Grußworte

Sehr geehrte Mitglieder der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur,
liebe Leserinnen und Leser,

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Treffender hätte das Thema der diesjährigen Jahrestagung nicht gewählt werden können. Im 75. Jubiläumsjahr unseres Grundgesetzes ist Artikel 1 aktueller denn je. In einer Zeit, in der Toleranz und Respekt gegenüber anderen oft herausgefordert werden, ist es umso wichtiger, diese Werte zu betonen, und an die nächste Generation weiterzugeben.

Die Kinder- und Jugendliteratur ist ein wichtiges Instrument, um Werte wie Würde, Toleranz und Vielfalt zu vermitteln. Für ihr herausragendes Engagement der Akademie in diesem Bereich danke ich Ihnen.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Tagung und hoffe auf fruchtbare Diskussionen und Erkenntnisse, die dazu beitragen können, die nächste Generation für die Unantastbarkeit der Menschenwürde zu sensibilisieren.

Anja Weisgerber, MdB

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Väter und Mütter des Grundgesetzes, die die Verbrechen der gottlosen Nazi-Diktatur noch vor Auge hatten, formulierten gleich zu Beginn des ersten Artikels unmissverständlich den prägnanten Satz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Ein Satz, dem nur schwer etwas hinzuzufügen ist. Und gerade deswegen müssen wir ihn uns immer wieder vergegenwärtigen.

Insbesondere mit Blick auf den grassierenden Antisemitismus, die überall spürbare Intoleranz und die Unversöhnlichkeit, mit der sich bei uns im Land die politischen Extreme zunehmend gegenüberstehen, kommt diesem Satz entscheidendes Gewicht zu. Die Würde des Menschen ist ein zentraler Topos unseres abendländischen Denkens, vielleicht der zentrale Begriff schlecht hin: Das Leben jedes einzelnen dreht sich stets um seine menschliche Würde.

Ich bin der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur Volkach daher überaus dankbar, dass sie sich 75 Jahre nach Verabschiedung des Grundgesetzes diesem Thema stellt. Wir alle sind aufgerufen, insbesondere der jüngeren Generation jene Werte zu vermitteln, die es einer Gesellschaft erst ermöglichen, gemeinsam Lösungen zu finden und gemeinsam zu handeln. Schließlich gelingt die Entfaltung des Einzelnen nur in der Gemeinschaft mit anderen. Insofern ist der Mensch immer auch ein soziales Wesen, wie es schon bei Aristoteles hieß.

Der Weg über die Literatur gehört sicher zu den besten Möglichkeiten, Kindern und Jugendliche an diese Werte heranzuführen. In diesem Sinne wünsche ich der Veranstaltung viel Erfolg.

Stefan Funk
Bezirkstagspräsident Unterfranken

Liebe Tagungsgäste,

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Dieser Satz aus der Tagung „Gegen Antisemitismus, für Dialog und ein gesellschaftliches Miteinander“ könnte keinen besseren Ort als hier in unserem Volkacher Stadtteil Gaibach finden. Willkommen an der Volkacher „Wein-/Mainschleife“ im Herzen des fränkischen Weinlands inmitten erlebbarer Demokratiegeschichte im Gaibacher Schloss und bei der Konstitutionssäule.

Gaibach ist einer von 13 Orten der Demokratie in Bayern und wird gewürdigt, weil vor fast 200 Jahren Tausende Bürger/innen beim Gaibacher Fest „auf die Straße“ gingen und zur Gaibacher Konstitutionssäule zogen, um für Freiheitsrechte und Mitbestimmung zu demonstrieren. Die weithin sichtbare Stele von Leo
von Klenze ist ein bauliches Denkmal für die erste Bayerische Verfassung.

Im Kontext zum 75-jährigen Bestehen unseres Grundgesetzes bekommt dies noch mehr Bedeutung.

Die Tagungsthemen sind aktueller denn je. Gerade unsere Kinder und Jugendlichen müssen hier zum Grundgesetz, dessen Werte und einen guten Umgang miteinander sensibilisiert werden. Was wir in unsere Kinder an Demokratiebildung investieren, zahlt sich später um ein Vielfaches aus.

Die Gespräche kann abends sicher ein trockener Silvaner aus unseren hervorragenden Weinlagen an der Mainschleife beflügeln.

Ich wünsche allen Tagungsgästen zwei schöne Tage in Volkach.

Heiko Bäuerlein
Erster Bürgermeister der Stadt Volkach

LITERATURFORUM 25./26. April 2024 (Programm/U1)

Programm Literaturforum 2024

Konstitutionssaal Schloss Gaibach

14:00 Uhr
Dr. Claudia Maria Pecher, Präsidentin, Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur
Janina Seyler, Direktorin, Franken-Landschulheim Schloss Gaibach
Begrüßung

Dr. Anja Weisgerber, MdB
Stefan Eß, Direktor, Sankt Michaelsbund
Grußworte

14:30 Uhr
Margit Hofmann
Wissenswertes rund um Schloss Gaibach

15:00 Uhr
Prof. Dr. Michael Wolffsohn
Die Rezeption und Folgen des Jahres 1933 in der Sowjetunion


16:00 Uhr – 16:30 Uhr | Kaffeepause


16:30 Uhr
Prof. Dr. Gabriele von Glasenapp
Zwischen den Fronten
Aktuelle Kinder- und Jugendliteratur zum Nahost-Konflikt

17:15 Uhr
Workshops zur praktischen Vermittlung in Bücherei und Schule

  1. Myriam Halberstam, Ariella Verlag
    Antisemitismus für Anfänger
  2. Dr. Jana Mikota, Universität Siegen
    Bücher gegen das Vergessen in Bibliothek und Schule einsetzen
  3. Christine Paxmann, Fachzeitschrift Eselsohr
    Love % peace oder Kann man mit Büchern die Welt friedlicher machen?

Alternativ: Spaziergang zur Konstitutionssäule mit Margit Hofmann


18:45 Uhr – 20:15 Uhr | Pause fürs Abendessen


20:15 Uhr
Regisseur Joachim Lang und Historiker Prof. Dr. Thomas Weber
„Führer und Verführer“
Filmvorführung sowie Gespräch über den Einsatz des Films in Schule und politischer Bildung

Konstitutionssaal Schloss Gaibach

9:00 Uhr
Christine Paxmann
Schwere Themen leicht gemacht in den Niederlanden?
Frische Eindrücke einer Reise in ein belesenes Land

9:30 Uhr
Dr. Jana Mikota im Gespräch mit der Autorin Astrid Sy („Nenn keine Namen“, Gerstenberg 2023)
Niederländische Literatur als Fallbeispiel


10:30 Uhr – 11:00 Uhr | Kaffeepause


11:00 Uhr
Dr. Peter Zolling
75 Jahre – Das Grundgesetz auf dem Prüfstand
Wie stabil ist unsere Demokratie?

12:00 Uhr
Prof. Dr. jur. Dr. theol. h c. Heribert Prantl
Die Würde des Menschen steht nicht im Konjunktiv
Warum wir auf unsere Verfassung stolz sein können


13:00 Uhr | Tagungsende


Informationen zur Anmeldung

Die Anmeldung zum Literaturforum 2024 ist kostenfrei.
Die Fortbildung wird bei FIBS registriert.
Für die Teilnahme wird ein Fortbildungszertifikat ausgestellt.

Anmeldungen sind bis 18. April 2024 per E-Mail oder auf dem Postweg möglich (PDF-Anmeldebogen (beschreibbar)).

Wir weisen darauf hin, dass bei den Veranstaltungen Foto- bzw. Videoaufnahmen gemacht werden. Mit der Anmeldung willigen Sie in die mögliche Veröffentlichung von Bildern ein.

Das Literaturforum 2024 ist eine Kooperationsveranstaltung mit dem Sankt Michaelsbund, Landesverband Bayern e. V.

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