2019: Tamara Bach
Eine der bedeutendsten jugendliterarischen Autorinnen unserer Zeit, erhält in Würdigung ihres umfassenden und vielseitigen Schaffens den GROSSEN PREIS der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur: Tamara Bach (Berlin). Ihre seit 2003 erscheinenden Romane, die mittlerweile in zahlreiche europäische Sprachen übersetzt wurden, sind vorrangig den vielfältigen Erscheinungsformen des Heranwachsens gewidmet, der Suche von jugendlichen Akteuren nach einer eigenen Identität in einer modernen Gesellschaft, in der nichts mehr vorgegeben ist, sondern alles individuellen Aushandlungsprozessen unterliegt. Vielfach sind es Mädchen oder junge Frauen, die im Zentrum dieser Identitätsfindungsprozesse stehen, denen immer auch die Gefahr des Scheiterns eingeschrieben ist. Es geht um das Ausloten der eigenen Möglichkeiten wie Grenzen – gegenüber den Peers des eigenen wie des anderen Geschlechts, gegenüber den Eltern wie des Umfelds in seiner Gesamtheit. Literarische Maßstäbe haben die Romane von Tamara Bach aber auch in formaler Hinsicht gesetzt – in der Dominanz der subjektiven, nicht selten auch mehrperspektivischen Erzählverfahren, bei denen die Leser immer zum eigenen Urteil aufgerufen sind, in der Konturierung der komplexen, unverwechselbaren Figuren, in der Abbildung von Universen, die nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen medialen Bezüge, Zitate und Verweise unschwer als die Gegenwart der Leser identifiziert werden können: Jetzt ist hier lautet bezeichnenderweise der Titel einer der Romane.
Dieser große Gestaltungswille, diese künstlerische Ausdruckskraft, zeichnet Tamara Bachs Werke von Beginn an aus, ihren Erstling Marsmädchen ebenso wie Busfahrt mit Kuhn, Was vom Sommer übrig ist oder Marienbilder; stets beschreitet sie neue Wege, erprobt neue Formen. Dabei ignoriert sie ganz offensichtlich den jugendliterarischen Mainstream, was aber dem großen Erfolg ihrer Romane keinen Abbruch tut. Und so prägt Tamara Bach, 1976 in Limburg geboren, mit ihren Werken die deutschsprachige Jugendliteratur in entscheidender und unverwechselbarer Weise. Dafür wurde sie vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis oder dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis.
Stifterin des GROSSEN PREISES in Höhe von 5.000 € ist im Jahr 2019 die Unterfränkische Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken.
Die Preisverleihung fand am 15. November 2019 im Schelfenhaus in Volkach statt. Laudator war Franz Lettner, Chefredakteur der Zeitschrift 1001 Buch (Wien). Die musikalische Gestaltung übernahm der Gitarrist Johannes Öllinger (München).
Tamara Bach,
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