Literatur- und Kulturpreise 2024 (Header)

2024: Mag.a Dr.in Sabine Fuchs (Graz) und Prof. Dr. Carsten Gansel (Neubrandenburg)

Dr.in Sabine Fuchs verbindet wissenschaftliches, pädagogisches und künstlerisches Talent auf unvergleichliche Weise. Sie zählt zu den bedeutendsten Expertinnen für Kinder- und Jugendliteratur in Österreich.

Geboren 1961 in Graz, Steiermark, zeigt sich bereits in ihrer Ausbildung die Vorliebe für Interdisziplinarität und Vielfalt in der Ausdrucksform: geistes- und naturwissenschaftlich, künstlerisch, lebensnah.

Nach einem Magistrat für Lehramt und kombinierte Religionspädagogik an der Karl-Franzens-Universität Graz folgten ein Doktorat der Philosophie an der Technischen Universität Berlin sowie eine Ausbildung zur Schulbibliothekarin, Yoga-Lehrerin und multimedialen Kunst­therapeutin. Von 2013 bis 2022 war sie Hochschul-Professorin an der Pädagogischen Hochschule Steiermark für Kinder- und Jugendliteratur und Deutschdidaktik. Für die PH Steiermark ein besonderer Gewinn: Dr.in Sabine Fuchs hat nicht nur wichtige Forschungsprojekte für die österreichische Kinder- und Jugendliteratur initiiert, sondern auch zur Sichtbarmachung von Kinder- und Jugendliteratur aus Österreich in Forschung und Lehre in hohem Maße beigetragen. Mit ihren Studienprojekten „Vom frommen Kind zur feuerroten Friederike: Kinder- und Jugendliteratur in Österreich“ (2014–2018), „Dialogi­sches Lernen in der Primar- und Sekundarstufe – Deutsch und Mathematik“ (2019–2021) sowie „Österreichische Kinder- und Jugendliteratur“ (2022–2025) schreibt sie Geschichte weit über die PH Steier­mark hinaus und hat mit der dortigen Gründung des KiJuLit-Zentrums für Forschung und Didaktik der Kinder- und Jugendliteratur (www.kijulit.phst.at) eine wichtige Anlaufstelle der Kinder- und Jugendliteraturforschung für das südliche Österreich geschaffen. Zugleich ist sie Initiatorin und Redaktionsmitglied der Open-Access-Zeitschrift dicaticum. Zeitschrift für (Fach‑)Didaktik in Forschung und Lehre, herausgegeben an der PH Steiermark.

Ihre besondere Liebe gehört der Illustration. Seit 2006 besucht sie regelmäßig Illustrationskurse an der Fondazione Mostra Internazionale d’Illustratione per L’Infanzia Stepan Zavrel (Sarmede / Italien) und seit 2020 Kunst der Illustration im Kinderbuchaus im Schneiderhäusl (Oberndorf a. d. Krems). Sie ist Verfasserin zahlreicher Buchbeiträge zur Bilderbuchkunst, zuletzt erschien ein Katalog zur Ausstellung „Vielfalt Bilderbuch. 22 Positionen österreichischer Künstler*innen“ (2021).

Ihr Augenmerk richtet sich neben zahlreichen Beiträgen zum literarischen Lernen, Techniken des Erzählens in Text und Bild, Darstellungen von Volksreligiosität auch immer auf die Literatur von Frauen, darunter Überblicksdarstellungen zu österreichischen Kinderbuchautorinnen oder Studien zu Gesamtwerken, u. a. von Christine Nöstlinger, Renate Welsh oder Mira Lobe. Vor allem historische und weltanschauliche Entwicklungen sind für sie von großem Interesse.

Sie ist gern gesehene Rednerin auf internationalen Kongressen von Auckland über Stockholm bis Malaysia. 2023 hat sie für ihre Verdienste das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark erhalten.

Für die Kinder- und Jugendliteratur hat sie sich über einen langen Zeitraum als feste Größe in Fragen der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur erwiesen.

Mag.a Dr.in Sabine Fuchs (Foto: © S. Fuchs/Y. Neubauer)

Mag.a Dr.in Sabine Fuchs
Foto: © S. Fuchs/Y. Neubauer

Prof. Dr. Carsten Gansel: Wer den Namen hört, denkt sofort an den Jury-Vorsitzenden des renommierten Uwe-Johnson-Preises, an den Wiederentdecker des verschollenen Antikriegsromans von Heinrich Gerlach Durchbruch bei Stalingrad (1945/2016) in einem russischen Militärarchiv, die ungekürzte Neuausgabe von Hans Falladas Welterfolg Kleiner Mann – was nun? (1932/2016) oder die Edition des vernichteten Romans Wir selbst (1939/2020) des wolgadeutschen Autors Gerhard Sawatzky. Und natürlich an die Biografien über Otfried Preußler und Brigitte Reimann, die 2022 und 2023 erschienen sind. Dabei ist der vielseitige Germanist und Medienkundler Carsten Gansel auch einer der profiliertesten Forscher und Didaktiker im Bereich der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur.

Gansel, geboren 1955 in Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern, begann seine wissenschaftliche Laufbahn nach Abitur, Studium, Grundwehrdienst und Promotion an der Pädagogischen Hochschule seiner Heimatstadt. Nach der Habilitation 1989 forschte und lehrte er an der PH Neubrandenburg und der Universität Greifswald, bis er 1995 als Professor für Neuere deutsche Literatur und Germanistische Literatur- und Mediendidaktik an die Justus-Liebig-Universität Gießen berufen wurde, seinen Wirkungsmittelpunkt bis heute.

Seine große Vielseitigkeit als Forscher und Lehrer erschließt sich nicht zuletzt in seinen nebenberuflichen Tätigkeiten. Neben dem Jury-Vorsitz im Johnson-Wettbewerb ist er Beiratsvorsitzender der Arbeits­stelle für Lessing-Rezeption Kamenz, Mitbegründer und Vorsitzender der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft und Vorsitzender der Christa-Wolf-Gesellschaft, um nur seine wichtigsten Funktionen zu nennen. Gastprofessuren in Polen, Kanada, Kuba, Russland und Japan runden das Bild eines international angesehenen Gelehrten ab.

Ein wichtiges Anliegen waren ihm immer die Kinder- und Jugendliteraturforschung und ‑didaktik. Hier ist er aus der „Szene“, der er zahllose Impulse gegeben hat, nicht wegzudenken. Zu diesen zählen zahl­reiche von ihm initiierte und geleitete Tagungen zur Kinder- und Jugendliteratur sowie umfangreiche Publikationen wie Kinder- und Jugendliteratur und Narratologie (2009), Zwischenzeit, Grenzüberschreitung, Aufstörung. Bilder von Adoleszenz in der deutschsprachigen Literatur (2011), Erzählen über Kindheit und Jugend in der Gegenwartsliteratur (2019) oder Kinder- und Jugendliteratur heute (2022). Von großer Bedeutung ist auch die Reihe von Tagungen unter seiner Federführung zur „Kinder- und Jugendliteratur in der DDR“ in den Jahren 2022 und 2023 sowie die für den Spätsommer dieses Jahres geplante Fortsetzung zu einem möglichen Kanon der DDR-Kinder- und Jugendliteratur. Geradezu ein Klassiker der Kinder- und Jugendliteraturwissenschaft ist seine vielfach aufgelegte Mono­grafie Moderne Kinder- und Jugendliteratur. Vorschläge für einen kompetenzorientierten Unterricht geworden, beim umfangreichen Sammelband Kinder- und Jugendliteratur heute zeichnet er als Mit­herausgeber.

Carsten Gansel ist ein Generalist der Literaturwissenschaft und ‑didaktik, ein echter „Allrounder“, der sich in vielfacher Hinsicht auch um die Kinder- und Jugendliteratur verdient gemacht hat.

Prof. Dr. Carsten Gansel (Foto: © Frank Wilhelm)

Prof. Dr. Carsten Gansel
Foto: © Frank Wilhelm

Die Preisverleihung findet am 22. November 2024 statt.

Stadt Volkach (Wappen)