Katja Gehrmann

geboren 1968 in Hamburg
Arbeitet seit 1999 als Autorin und Illustratorin für Buch- und Zeitschriftenverlage. Im Hamburger Atelier Amaldi schreibt und illustriert sie nun seit etlichen Jahren gemeinsam mit anderen Kreativen. Seit einiger Zeit befindet sich das Atelier in einem alten, ehemaligen Schulgebäude in der Nähe des Altonaer Bahnhofes in Hamburg.

Antje Ehmann M. A.
veröffentlicht am 27.05.2023

 

1 Biogramm

Schon als Kind hat sich Katja sehr gerne die Zeit mit Malen vertrieben. Ih familiäres Umfeld hat sie dabei nach Kräften unterstützt. Es gab genug Stifte, Aquarellfarben und anderes Material, mit dem sie vieles ausprobieren konnte und so schon in jungen Jahren kreativ war. Kleine Zeichnungen entstanden und eine Kinderzeitschrift. Katja Gehrmann hat lange gezögert, Kunst zu studieren, da sie als Kind dachte, man müsste zuerst unglücklich sein, um gute Werke zu schaffen. „Das lag einerseits an einer Tante, die gemalt hat und sich das Leben genommen hat und an einem van Gogh Film“,  erinnert sie sich. Im Alter von 16 Jahren folgte dann aber doch ein erster Malkurs, und dann nach der Schule die Entscheidung, an der Hamburger Hochschule für Gestaltung Illustration mit dem Schwerpunkt Kinderbuchillustration zu studieren. Zusätzliche Auslandsaufenthalte in Guadalajara/Mexiko und Valencia/Spanien prägten Gehrmanns Illustrationsstil und lieferten wertvolle, künstlerische Impulse.

 

2 Überblick über das Werk

2.1. Der Beginn

„Mein Bilderbuch Strandhunde und mein Sohn Henri kamen im selben Jahr auf die Welt. Im Studium hatten wir viel überlegt, was Kinder wohl an Bildern interessiert oder nicht. Viel Kontakt zu Kindern hatte ich damals nicht, aber eigene Kinder wollte ich schon immer gerne haben. Manchmal frage ich meine Familie, was sie von einer Geschichte oder von meinen Skizzen halten,“ so Katja Gehrmann zu ihren beruflichen und familiären Anfängen im Jahre 2001. Nelson, der Käpt´n und ich erschien dann 2003, Piraten und andere Grünschnäbel  2004. Der ungestüme und temperamentvolle Pinselstrich auf Karton, die intensiven, kräftigen Acrylfarben und der pastose Farbauftrag – all das, sowie die gekonnte Mischung aus Flächen und Linien, fiel damals sofort ins Auge. Nach diesen Werken, bei denen Text und Bild aus einer Hand entstanden sind, erscheint dann gemeinsam mit Mathias Jeschke 2005 Die Geschichte vom Lastkran, der eine Schiffssirene sein wollte. „Wenn ich über ein Projekt nachdenke, laufen die Gedanken auch oft weiter, wenn ich nicht mehr im Atelier bin. Besonders vor dem Einschlafen kommen mir oft gute Ideen.“

2.2. Kinderbücher gemeinsam mit unterschiedlichen Autorinnen

Doch es sollte nicht ausschließlich beim Bilderbuch bleiben. Nach über zwanzig Jahren freiberuflicher Arbeit als Illustratorin und Autorin hat Katja Gehrmann auch etliche Kinderbücher illustriert, thematisch ganz unterschiedlichen Anthologien einen neuen Anstrich gegeben und diverse Klassiker neu gestaltet. Außerdem arbeitet sie für Kinder-zeitschriften – hier vor allem zu nennen: „Gecko – Die Bilderbuch-zeitschrift“. „Meine Lieblinge sind meist meine eigenen Bücher – Gans der Bär, Stadtbär und Stadtbär im Wald,“ so die Hamburger Künstlerin. Dennoch profitieren etliche Autorinnen von der Zusammenarbeit mit ihr. An dieser Stelle zu nennen wären etwa Antje Damm mit Hat Jesus Fussball gespielt?, Christian Oster mit Der Ritter ohne Socken oder Kai Lüftner Für immer?. Letzteres ein absolut empfehlenswertes Bilderbuch, mittlerweile auch in der Minimax Ausgabe erhältlich, das sich dem Tod und dem Verlust des Papas beschäftigt. Seit zehn Jahren ein zeitloses Werk, das seinesgleichen sucht.

2.3. Anthologien und Illustrationen für Vorlesebücher und Neuausgaben von Klassikern

In der Regel arbeitet Gehrmann komplett analog. Sie beginnt mit einer Buntstiftzeichnung auf Papier. Diese Zeichnung kopiert die Hamburger Künstlerin dann auf eine Folie. Der Hintergrund und die Farbstimmung entstehen als Acrylmalerei auf Karton. Dafür sammelt sie unterschiedlich bemalte Hintergründe von anderen Projekten, und nutzt diese, um Farbstimmungen für neue Bilder auszuprobieren. Auf die Frage, was eine Illustratorin denn eigentlich macht, antwortet sie: „Zuerst sammle ich Ideen und schaue mir Orte und Dinge an, die für das jeweilige Thema wichtig sind. Diese zeichne ich dann möglichst genau und versuche, sie zu verstehen. Dann lege ich die Zeichnung beiseite und versuche, mich in die Geschichte hineinzuversetzen. Da entstehen zuerst oft Kritzeleien, aber in dem ungenauen Gekritzel suche ich dann nach interessanten Bildern.“ So gelingt es ihr, auch thematisch ganz unterschiedliche Werke zu illustrieren. So etwa Als Zeus der Kragen platzte – Griechische Sagen neu erzählt von Dimiter Inkiow, den Klassiker von Otto Runge Von dem Fischer und seiner Frau oder die Weihnachtsgeschichte von Andreas Steinhöfel Es ist ein Elch entsprungen. Stets strahlen ihre farbintensiven Illustrationen eine Wärme aus, sind wohlkomponiert und nie überladen. So auch die Zusammenarbeit mit Eliport. Dort hat sie für das Projekt willkommen in Gottes Welt! bereits diverse Pappbilderbücher und ein musikalisches Erstlesebuch gestaltet – zuletzt Pudel, Pauken und ein Plan – Ein musikalisches ABC.

2.4. Als das Faultier mit seinem Baum verschwand und Seepferdchen sind ausverkauft in etlichen Versionen 

Interessant an dem Bilderbuch Als das Faultier mit seinem Baum verschwand, geschrieben von Oliver Scherz, ist, dass es auch in der für Kitas preiswerten minimax Ausgabe, wie auch als Kamishibai erschienen ist. Im dazugehörigen Booklet von Yvonne Wagner sind auf insgesamt 32 Seiten zahlreiche Impulse für den Einsatz und die gewinnbringende Beschäftigung in Kita und Grundschule versammelt. Auch Seepferdchen sind ausverkauft ist in mehreren Bearbeitungen erhältlich. So etwa als herausragend inszenierte Hörfassung, als Bilderbuchkino bei MATTHIAS-FILM und als mehrsprachiges Kamishibai beim Moritz Verlag – beides ideal für größere Kindergruppen.

 

3 Rezeption

Ihre Bilderbücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden und erscheinen bereits in der 8. Auflage – so etwa bei Seepferdchen sind ausverkauft – und hat sich damit fast 30 000 mal verkauft! Für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2014 in der Sparte Kinderbuch nominiert war Besuch beim Hasen. Autor Christian Oster. Die Jurybegründung dazu lautet bezüglich der Illustrationen folgendermaßen: „In der von Katja Gehrmann kongenial ins Bild gesetzte Geschichte …“. Außerdem hat der Kinderbuchpreis des Landes Nordrhein-Westfalen ein Kinderbuch -Text und Illustrationen von ihr – im Jahr 2019 ausgezeichnet: Stadtbär. Auch über zu wenig positive Kritik kann sich die erfolgreiche und vielseitige Illustratorin nicht beklagen. Weiterhin zu nennen: Der goldene Apfel der Biennale in Bratislava und 2008 das Troisdorfer Bilderbuchstipendium zu Gans der Bär. Auch der Lesekompass der Stiftung Lesen hat ihre Bilderbücher im Blick. So steht etwa Seepferdchen sind ausverkauft 2021 auf der Leipziger Empfehlungsliste. Außerdem waren Ihre Werke auf zahlreichen Ausstellungen zu sehen – so etwa in Bologna, Oldenburg oder Bratislava.

 

Literaturverzeichnis

Primärliteratur (Auswahl chronologisch)

  • Hamburg: Carlsen 2001
  • Nelson, der Käpt’n und ich. Hamburg: Carlsen 2003
  • Dimiter Inkiow: Als Zeus der Kragen platzte. München dtv 2007
  • Kai Lüftner: Für immer. Weinheim: Beltz&Gelberg 2013.
  • Gans der Bär. Weinheim: Beltz&Gelberg Minimax 2013.
  • Christian Oster: Besuch beim Hasen. Frankfurt: Moritz 2013.
  • John Cambers: Helene & Alannah – Geschichten aus dem Kindergarten. München: Hanser 2016.
  • Antje Damm: Hat Jesus Fussball gespielt? Frankfurt: Moritz 2016
  • Rieke Patwardhan: Platz ist in der kleinsten Hütte. München: Tulipan 2018
  • Andrea Schomburg: Wie man einen Zottorunkel zähmt. Frankfurt: Sauerländer 2019.
  • Stadtbär/Stadtbär im Wald. Frankfurt: Moritz 2019, 2021.
  • Pudel, Pauken und ein Plan. Göttingen/Leipzig: Edition Chrismon 2021
  • Andreas Steinhöfel: Es ist ein Elch entsprungen. Hamburg: Carlsen 2021
  • Nicole Röndigs: Der Marmeladenwolf. München: cbj 2023
  • Constanze Spengler: Am Leuchtturm gibt es Erdbeereis. Frankfurt: Moritz 2023
  • Iona Rangeley-Wilson: Einstein, der kleine Pinguin. München: dtv junior 2023

CD

  • Constanze Spengler/Katja Gehrmann: Seepferdchen sind ausverkauft und zwei Stadtbär-Geschichten. Gelesen von Helge Reynold. Berlin: Der Audio-Verlag 2021.

Internetquellen

Handreichungen/Unterrichtsmaterialien

  • Kamishibai: Yvonne Wagner: Als das Faultier mit seinem Baum verschwand. Weinheim: Beltz Nikolo 2021.
  • Antje Ehmann Bilderbuchkino zu „Seepferdchen sind ausverkauft“. Berlin: MATTHIAS-FILM 2021.
  • Gans der Bär von Katja Gehrmann. Ideen und Kopiervorlagen erarbeitet von Burkhard Fries. Weinheim: Lesen-Verstehen-Lernen 2015 (kostenfreier Download).
  • Merklinger, Daniela/Schirra-Hartleif, Chantal: Bilderbücher im Gespräch. In: Grundschule Deutsch 55 (2017).