2022: Cynthia Häfliger:
Fremde Blicke

Serafina-Preisträgerin Cynthia Häfliger mit Stefan Hauck und Claudia Maria Pecher (Foto: Patrick Reymann)

Die Serafina 2022 – Nachwuchspreis für Illustration der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, verliehen in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse und dem Börsenblatt, gestiftet von der Mediengruppe Pressedruck, wurde der Künstlerin Cynthia Häfliger für ihr bei kunstanstifter erschienenes Bilderbuch Fremde Blicke (2022) zuerkannt. Die Akademie Faber-Castell stellt einen „perfekten“ Bleistift aus ihrer Kollektion zur Verfügung. Die Giraffenfigur, ein Entwurf der Porzellan Manufaktur Nymphenburg, wird von Mitgliedern der Akademie finanziert.

„In der Buchmessestadt Frankfurt gibt es kaum einen besseren Ort, einen Nachwuchspreis für Illustration zu verleihen“, stellte Beate Zekorn-von Bebenburg, die Hausherrin des Frankfurter Struwwelpeter-Museums, in ihrer Begrüßung am Buchmesse-Mittwochabend fest. Sie freue sich, ihr Haus nunmehr zum dritten Mal für die Serafina-Verleihung zur Verfügung zu stellen.

Akademiepräsidentin Dr. Claudia Maria Pecher begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste am Buchmesse-Mittwochabend „in der Herzkammer des deutschen Bilderbuchs“ und dankte herzlich der Mediengruppe Pressedruck, der Stifterin des Preisgeldes in Höhe von 2.500 Euro, für den langjährigen Einsatz für den künstlerischen Nachwuchs. Weiterer Dank ging an die Akademie Faber-Castell für die gute Zusammenarbeit seit vielen Jahren und der ehrenamtlich tätigen Jury sowie den Helferinnen und Helfern im Hintergrund für ihre Unterstützung.

„Bücher und das Lesen sollen auch künftig wichtig für Kinder und Jugendliche sein“, wünschte sich die Vertreterin der Mediengruppe Pressedruck, Birgit Müller-Bardorff. „Deshalb gibt unser Verlag seit neun Jahren gern das Preisgeld für die Serafina und trägt so dazu bei, mit guten Geschichten und hochwertigen Illustrationen junge Leute zu begeisterten Leserinnen und Lesern zu machen“, bekräftigte die Kultur-Redakteurin der Augsburger Allgemeinen das langjährige Engagement ihres Hauses.

„Cynthia Häfliger zeigt uns Skizzen aus dem Alltag einer Familie, Begegnungen, Gespräche; im Fokus ist Yaels älterer Bruder Lars. Als Betrachterinnen sehen wir, wie sich seine Gesichtszüge und sein Inneres verändern, wie Realität und Wahnvorstellungen konkurrieren“, stellte Dr. Stefan Hauck in der Laudatio auf die Preisträgerin heraus. „Häfliger gibt dem Misstrauen Konturen, lässt die Linien zerbrechlicher werden, zittern, sich auflösen, lässt die schützenden Innenräume in Aquarell erst verschwimmen, dann zerfließen – es sind Metaphern für die sich immer mehr auflösenden Gewissheiten, die die Familie bislang hatte.“ Sie hätten gestritten und gezweifelt und argumentiert, verriet der Juryvorsitzende und begründete die Entscheidung der Preisrichterinnen: „Fremde Blicke hat die Form eines sich selbst vergewissernden Tagebuchs, das wie ein Erinnerungsprotokoll die schleichenden Anfänge einer Persönlichkeitsveränderung festzuhalten sucht. Häfligers sensible Beobachtungen haben die Jury überzeugt.“

Oben: SERAFINA 2022 für Cynthia Häfliger (Mitte) mit dem Juryvorsitzenden Dr. Stefan Hauck und der Akademiepräsidentin Dr. Claudia Maria Pecher

Unten: Cynthia Häfliger mit der Preisfigur SERAFINA aus Nymphenburger Porzellan.

Fotos: Patrick Reymann

Serafina-Preisträgerin Cynthia Häfliger (Foto: Patrick Reymann)

Cynthia Häflinger (Text & Ill.)

Fremde Blicke

Mannheim: kunstanstifter 2022.
136 Seiten. 24 Euro.
ISBN 978-3-948743-15-4

Eindrückliche Bilder spiegeln in der wie ein Skizzenbuch wirkenden Graphic Novel die Gefühlswelt von Lars und seiner Familie. Nicht düster, sondern in leuchtendem Gelb, Grün, Blau, Orange wie als Signal beschreibt Cynthia Häfliger den Seelenzustand eines jungen Mannes, der immer mehr in eine Psychose abgleitet und für seine Umgebung immer weniger erreichbar ist. Verschwimmende Flächen und Farben kennzeichnen den Realitätsverlust, kräftige Buntstift-Linien Phasen der Wut und Verzweiflung: ein außergewöhnliches Tagebuch.

Zur Künstlerin

Cynthia Häfliger, geboren 1994, studierte Illustration Fiction an der Hochschule Luzern – Design & Kunst und arbeitet seitdem als freischaffende Illustratorin. Am liebsten erzählt sie Geschichten in unterschiedlichsten Formen und Bildsprachen. Fremde Blicke ist ihre erste Graphic Novel.

Häflinger: Fremde Blicke (kunstanstifter 2022)