Kirsten Boie

geboren am 9. März 1950 in Hamburg
Kinder- und Jugendliteraturautorin

Dr. Jana Mikota
veröffentlicht am 03.04.2022

 

1 Biogramm

Kirsten Boie

Kirsten Boie (Foto: © Indra Ohlemutz)

1950 in Hamburg geboren, bekommt Kirsten Boie 1956 den ersten Band der PippiLangstrumpf-Trilogie geschenkt. Das Lesen dieser Geschichten hinterlässt bei ihr eine tiefe, lang anhaltende Wirkung: In einem Nachruf an Astrid Lindgren 2002 schreibt sie, dass „kein anderer Autor, keine andere Autorin […] in meinem Leben eine Rolle gespielt [hat] wie sie“ (Boie 2002, S. 28). Kirsten Boie ist schon als Kind eine begeisterte Leserin, was sie in ihrer Lesebiografie betont (vgl. Boie 2019). Mit 14 Jahren nimmt sie an einem Schüleraustausch nach England teil, entdeckt hier ihre Liebe zu der englischen Sprache und Literatur und studiert nach dem Abitur Germanistik und Anglistik in Hamburg. Sie promoviert über Brechts Frühwerk und unterrichtet in den Jahren 1978 bis 1983 an einem Gymnasium und einer Gesamtschule. 1983 möchte sie mit ihrem Ehemann ein Kind adoptieren und muss als Auflage seitens des Jugendamtes ihre Berufstätigkeit unterbrechen. 1985 folgt die Adoption ihres zweiten Kindes, ihr erstes Kinderbuch Paule ist ein Glücksgriff erscheint. Der Roman, der das Thema Adoption aufgreift, wird ein großer Erfolg, und damit beginnt Boies schriftstellerische Karriere, „die nicht nur bis heute anhält, sondern immer wieder neue thematische und narrative Dimensionen umfasst und zu weiteren Höhepunkten ihres Gesamtwerks führt“ (Steffens 2006, S. 2). Kirsten Boie wurde mit zahlreichen Auszeichnungen für ihre Werke prämiert. Sie ist jedoch nicht ‚nur’ Kinder- und Jugendbuchautorin, sondern sie engagiert sich stark im Bereich der Leseförderung und reflektiert die Kinder- und Jugendliteratur auch aus literaturwissenschaftlicher Perspektive. In Interviews, Aufsätzen, Zeitungen und Fachzeitschriften, in Vorträgen und Beiträgen in Sammelbänden betont sie u.a. die Bedeutung einer Erstleseliteratur und dokumentiert nachdrücklich, wie wichtig Kinder- und Jugendliteratur für Kinder ist.

 

2 Überblick über das Gesamtwerk

Kirsten Boie gehört zu den renommiertesten deutschsprachigen Autorinnen und hat mehr als 100 Bücher im Bereich der Erstlese-, Kinder- und Jugendliteratur veröffentlicht. Hinzu kommen Bilder- und Drehbücher für das Fernsehen. Ähnlich breit ist auch das thematische Spektrum ihrer Romane, das eindrucksvoll den Wandel eines Kindheits- und Familienbildes in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur dokumentiert. Doch Kirsten Boie nimmt nicht nur neue Themenfelder auf, sondern sie experimentiert auch mit narrativen Mitteln, scheut sich nicht, das chronologische Erzählen zu verlassen oder einen kindlichen Ich-Erzähler einzuführen. Sie bricht mit gängigen Klischeevorstellungen – etwa des Ritters, der Prinzessin oder des Seeräubers –, spielt mit Intertextualität und mischt gekonnt literarische Genres miteinander. Kirsten Boie gilt in der Forschung als eine aufmerksame Beobachterin der Wirklichkeit, die auch die gesellschaftlichen, sozialen und politischen Strukturen in den Fokus nimmt und auf Veränderungen aufmerksam macht (vgl. u.a. Steffens 2006, S. 3 ff.) sowie als wichtigste Vertreterin des ‚modernen Erzählens‘ für Kinder. In ihrem Werk finden sich immer wiederkehrende Topoi wie Menschlichkeit, Nächstenliebe, Toleranz und Solidarität und sie setzt sich mit zwischenmenschlichen Beziehungen auseinander, ohne zu moralisieren oder zu pädagogisieren. Sie wirft einen kritischen Blick auf die Gesellschaft des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts, beschreibt detailliert kindliche Alltagswelten und wendet sich eindrücklich deren Sorgen und Ängsten zu. Seit dem Erscheinen ihres ersten Romans prägt sie die Kinderliteratur, insbesondere die Debatten um den psychologischen und komischen Kinderroman, und gehört zu den „profilierteste[n] Vertreterin[nen] des psychologischen“ sowie „komischen Kinderromans“ (Steffens 2006, S. 6). Seit den späten 1990er Jahren kombiniert sie Themen wie veränderte Familiensituationen sowie den Alltag der Kinder mit Humor. Boies Werk ist jedoch nicht nur durch eine Vielseitigkeit sowie durch die Aufnahme kinder- und jugendliterarischer Traditionen gekennzeichnet, sondern auch durch den Wunsch, mit ihren Texten, Kindern und Jugendlichen Lesefreude zu schenken. Bis auf wenige Texte dominiert der realistische Kinder- und Jugendroman, mit Der durch den Spiegel kommt (2001) und Die Medlewinger (2004) hat sie zwei phantastische Romane geschrieben, Skogland nimmt dystopische Elemente und Alhambra erneut phantastische Elemente auf.

2.1 Wichtige Werke/Textsorten

2.2.1 Erst- und Vorleseliteratur

Kirsten Boie hat etwa 30 Bücher für Leseanfängerinnen und -anfänger verfasst, die zu den Klassikern der sog. Erstleseliteratur gehören. Diese sind überwiegend nach (Kinder-)Figuren wie etwa Lena, Linnea benannt oder es handelt sich um tierische Figuren wie King-Kong in der beliebten Erstlesereihe um den Hamster King-Kong und den Jungen Jan-Arne. Als Erstleseliteratur konzipiert, besitzen die Bücher einen reduzierten Wortschatz, einfache Syntax sowie einen hohen Anteil an Illustrationen. Dass das Schreiben dieser Textsorte anspruchsvoll ist, hat Kirsten Boie in mehreren literaturwissenschaftlichen Aufsätzen dargelegt. Trotz dieser Einschränkungen gelingt es ihr, in der Erstleseliteratur neue Akzente zu setzen, den Figuren mehr Raum zu geben, innere Rede zu gebrauchen, aber auch Komik zu verwenden. Die Handlung ist spannend, das Spiel mit Sprache ein wesentliches Merkmal und die Geschichten dokumentieren den Alltag der kindlichen Figuren. Bereits 1993 erzählt Boie in Lena hat nur Fußball im Kopf von einem Mädchen, das lieber Fußball spielt, statt Mathematik zu lernen. Immer wieder spielt die Autorin mit Geschlechterklischees und nimmt aktuelle Themen auf.

Neben diesen originären Serien existieren auch Erstleseadaptionen zu ihren eigenen Kindergeschichten wie Die Kinder aus dem Möwenweg, Ritter Trenk oder Thabo. Detektiv & Gentleman, wobei Kirsten Boie den Stoff dem jungen und zum Teil noch leseunerfahrenen Publikum anpasst – etwa in der Reduktion der Figuren.

Kirsten Boie schreibt zudem auch Geschichten, die zum Vorlesen geeignet sind. Es sind Texte, die man als Übergangsliteratur zwischen der Erstleseliteratur und den Kinderromanen bezeichnen kann. Dazu gehören die Bände um den Ritter Trenk, aber auch Seeräubermoses oder Vom Fuchs, das ein Reh sein wollte. Der Verlag bewirbt bspw. die Reihe um Ritter Trenk als „[e]in Lieblingsbuch für die ganze Familie – zum Vorlesen und Selberlesen“ (Homepage des Oetinger-Verlages) und unterstreicht ähnlich wie auch Kirsten Boie die Bedeutung des Vorlesens innerhalb der Lesesozialisation.

2.2.3 Kinderromane

Der Roman Paule ist ein Glücksgriff, das Erstlingswerk der Autorin, erscheint 1985. Er kam 1986 auf die Nominierungsliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Kinderbuch und war u.a. auch Buch des Monats März 1986 der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur (vgl. auch Steffens 2006, S. 10). Der Roman ist in 10 Kapitel unterteilt, die vorausdeutende Überschriften tragen. Die Auflage aus dem Jahre 2010 wurde von Silke Brix farbig illustriert, frühere Ausgaben enthielten Zeichnungen von Magdalene Hanke-Basfeld. Paule ist ein etwa 6-jähriges, dunkelhäutiges Kind, das von seinen Eltern adoptiert wurde. Bereits das Cover von Silke Brix deutet an, dass Paule ein glückliches Zuhause in seiner Familie gefunden hat. Trotzdem weiß Paule, dass seine Kindheit anders ist, und dieses Anderssein reflektiert er im gesamten Roman. Erzählt wird aus seiner Sicht, seine Erlebnisse stehen im Mittelpunkt des Erzählten, ohne dass es jedoch zu einer konsequenten Innensicht kommt. In Episoden werden kurze Szenen aus seinem Alltag geschildert – etwa wie er den Engel Gabriel im Weihnachtskrippenspiel verkörpert. Paule feiert nicht nur seinen Geburts-, sondern auch seinen Ankunftstag in der Adoptivfamilie. Seine Eltern haben ihm erzählt, dass er adoptiert sei, und er stellt seinen Eltern Fragen nach seinen leiblichen Eltern. Der Ton ist humorvoll-heiter, schwierige Sachverhalte werden erläutert und die Figuren bekommen „im Sprechen und Handeln ausdifferenzierte Verhaltensweisen“ (Steffens 2006, S. 14). Zugleich scheut sich Kirsten Boie nicht, den Alltagsrassismus zu schildern, den Paule erlebt, denn er fragt sich, ob er ein Ausländer sei und daher auch „raus“ müsse. Sein Großvater versteht diese Sorge nicht und erfährt, dass Paule an einer Wand im Einkaufszentrum den Spruch „Ausländer raus“ (Boie 2010, S. 66) gesehen hatte und sich dementsprechend Gedanken macht.

Mit Kindern redet ja keiner (1990) ist ein psychologischer Kinderroman, der aus zwei Teilen besteht, wobei das erste und das fünfzehnte Kapitel „wie ein Rahmen funktionieren“ (Gansel 42010, S. 121). Im Mittelpunkt steht die neunjährige Charlotte, die über die Ereignisse in ihrer Familie berichtet. Die Geschichte beginnt medias res: Charlotte steht vor einer verschlossenen Haustür, und erst langsam wird das Drama der Familie entfaltet. In Rückblenden erzählt das Mädchen, wie ihre Mutter zunächst in der Stadt ein Studium aufnahm. Die Familie kaufte jedoch ein Haus auf dem Land, das Studium der Mutter war kaum noch möglich und die Mutter vernachlässigte nach und nach Haushalt und Familie. Charlotte weiß nicht, was mit ihrer Mutter passiert. Da konsequent aus ihrer Sicht erzählt wird, ahnen auch die kindlichen Leserinnen und Leser kaum, was in der Familie passiert. Die erwachsenen Leserinnen und Leser erkennen jedoch, dass die Mutter depressiv wird. Boie nähert sich dem Thema mit der für sie so charakteristischen Sensibilität, zeichnet nach, wie einsam und verloren sich Charlotte fühlt. Der Vater ist mit der Situation überfordert, holt seine Mutter zu Hilfe, die jedoch ebenfalls nur wenig Verständnis zeigt. Als schließlich Charlottes Hamster stirbt, eskaliert die Situation zwischen Mutter und Tochter. Charlotte schreit ihr den gesamten Hass entgegen, und erst die Mutter ihrer besten Freundin schafft es, Charlotte die Situation zu erläutern. Nach dem Selbstmordversuch der Mutter bekommt diese Hilfe und Boie lässt es offen, wie es mit der Familie weitergehen könnte. Boie zeigt, wie die Familie voller Ohnmacht auf die Krankheit der Mutter reagiert. Der Vater schweigt, und daher ist der Titel des psychologischen Kinderromans auch als eine Anklage an die Welt der Erwachsenen zu verstehen. Doch Boie verzichtet im Text selbst auf einen Erzähler, der das Geschehen kommentiert oder gar bewertet. Die konsequente Erzählperspektive, die fast an die Darstellung eines Bewusstseinsstroms erinnert, enthält zahlreiche Leerstellen, die sich für eine Anschlusskommunikation anbieten.

Der Kinderroman Mittwochs darf ich spielen (1993) erzählt, wie Kindheit immer mehr verplant wird und Kinder kaum mehr Freiräume für das eigene Spielen bekommen. Kirsten Boie reagiert auf eine Entwicklung im Alltag der Kinder, die von der Pädagogik als Verinselung oder institutionalisierte Kindheit bezeichnet wird (vgl. u.a. Nissen 1992). Nissen spricht sogar von einer „verarmten Kindheit“ (Nissen 1992, S. 281). Im Mittelpunkt steht die 7-jährige Fabia, die die Nachmittage mit Tennis, Ballett und Hockey verbringt und nur mittwochs über ihre Zeit frei verfügen kann. Als die Eltern verreisen und Fabia von Tante Pia betreut werden soll, ändert sich die Lage. Pia, die studiert, hat wenig Zeit, weigert sich, Fabia zu ihren Aktivitäten zu fahren, und Fabia muss ihren Alltag selbstständig planen. Dabei begegnet sie dem Mädchen Bruno, und nach anfänglichen Schwierigkeiten erlebt sie Tage voller Abenteuer und weiß am Ende nicht, ob sie Tante Pia bei ihren Eltern verpetzen soll.

Nella-Propella (1994) gehört zu den komischen Kinderromanen (vgl. Daubert 1995, Steffens 2006, Gansel 2010). Steffens hebt zudem hervor, dass der Roman einen „Signalcharakter für die Entwicklung der jüngeren Kinder- und Jugendliteratur insgesamt“ hat (Steffens 2006, S. 17). Erzählt wird in kurzen Episoden, die durch die Protagonistin Nella verbunden werden. Und tatsächlich erfüllt der Roman all die Kriterien, die dem komischen Kinderroman attestiert werden: Charakteristisch für die Komik, die Kirsten Boie einsetzt, ist, dass ihr Kinderroman Problemfelder weder bagatellisiert noch trivialisiert. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die fünfjährige Nella, ein Kindergartenkind. Nella lebt bei ihrer Mutter Jacqueline, genannt Jacquo, die zwischen ihren Mutterpflichten und ihrem Leben als Studentin hin und her pendelt. Hilfe bekommt sie nur ab und an, der Vater von Nella passt schon mal auf sie auf, und so lernt Nella auch die wechselnden Freundinnen des Vaters kennen. Jacquo hat es abgelehnt zu heiraten. Nellas Großmutter steht als Babysitterin nur selten zur Verfügung, da sie lieber ihren eigenen Interessen nachgeht. Kirsten Boie entwirft so ein modernes Familienleben der späten 1980er Jahre. Der Alltag von Mutter und Tochter ist mitunter chaotisch, feste Regeln scheint es gar nicht zu geben. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist kameradschaftlich, die Mutter nimmt sie ernst und versucht ihre Fragen zu beantworten. Nella wird zur Selbstständigkeit erzogen. Die Mutter verzichtet bewusst auf mädchenhafte Kleidung, was Nella nervt. Sie wünscht sich durchaus schon solche Kleider, die an Prinzessinnen erinnern. Bei ihrem Vater und auch bei ihrer Mutter lernt Nella die unterschiedlichsten Freundinnen und Freunde kennen. Sie genießt Freiheiten, die es, so merkt es Nella, in anderen Familien nicht gibt. Obwohl die angesprochenen Themen ernst sind, schafft es Kirsten Boie, humoristische Elemente einzubauen und so ein positives Porträt einer alleinerziehenden Mutter und ihrer Tochter darzustellen. Nella ist mit dem Nachbarsjungen Kai befreundet, dessen Mutter Hausfrau ist. Hier lernt Nella eine klassische Kleinfamilie kennen und muss erleben, wie der Vater Kai kommandiert und Regeln einfordert, die Nella fremd sind. Mit Nella-Propella ist sowohl auf der thematischen als auch auf der erzählerischen Ebene Kirsten Boie ein Roman gelungen, der gekonnt die veränderten Kindheiten aufgreift und auch „in bewundernswerter Ehrlichkeit“ (Steffens 2006, S. 24) darstellt.

Mit Man darf mit dem Glück nicht drängelig sein (1997) schreibt Boie eine Familiengeschichte, in der komische Elemente mit einem gesellschaftskritischen Blick sowie poetischen Naturbeschreibungen miteinander verbunden werden. Aus der Perspektive der zehnjährigen Anna wird von einem Urlaub in Schweden erzählt. Annas Eltern sind geschieden, das Mädchen lebt mit ihren Geschwistern Magnus, sieben Jahre alt, und Linnea, etwa fünf, bei ihrer Mutter, der Vater lebt in Bremen mit seiner schwangeren Freundin. Als die Mutter zu einer Fortbildung muss, soll der Vater mit den Kindern den geplanten Urlaub nach Schweden antreten. Neben der neuen Freundin kommt auch ihr Sohn Friedrich mit, den Anna nur den „Scheißkerl“ nennt. Immer wieder kommt es zu Streitigkeiten zwischen den Kindern, auch zwischen Anna und ihrem Vater. Zwischen Friedrich und Anna kommt es jedoch zu einem klärenden Gespräch und beide Kinder erkennen, dass ihre Elternteile ihnen weder die Sicherheit noch Geborgenheit geben, die sie dringend brauchen (vgl. auch Dahrendorf 2000, S. 11).

Die nachfolgenden Texte – Der Junge, der Gedanken lesen konnte, Entführung mit Jagdleopard und die Bände Thabo. Detektiv & Gentleman – können als Schwellenromane bezeichnet werden, denn sie changieren zwischen der Literatur für Kinder und Jugendliche. Der Junge, der Gedanken lesen konnte gehört zu den ersten kinderliterarischen Texten im deutschsprachigen Raum, in dem alle Kinderfiguren einen Migrationshintergrund haben. Die kindliche und erwachsene Welt wird hierbei kunstvoll verzahnt, und Kirsten Boie verbindet tradierte Themen wie Tod, Sterben und Verlust auch mit interkulturellen Elementen. Im Mittelpunkt steht Valentin, der in den Sommerferien wegen der Arbeitsstelle seiner Mutter in eine neue Stadt gezogen ist, niemanden kennt und sich auf den Weg in die Bibliothek macht. Dabei begegnet er Mesut, biegt falsch ab und landet auf dem Friedhof. Hier trifft er weitere Menschen, mit denen er ins Gespräch kommt, und gemeinsam mit Mesut löst er einen Kriminalfall.

Im Mittelpunkt des Romans Entführung mit Jagdleopard (2015) steht das 10-jährige Mädchen Jamie-Lee, das in prekären Familienverhältnissen aufwächst: Ihre Mutter ist Alkoholikerin, der Vater abwesend und die noch junge Großmutter kümmert sich zwar um die Kinder, hat aber auch ein eigenes (Liebes-)Leben. Jamie-Lee und ihr älterer Bruder Chucky Baron sind auf sich gestellt. Als die Großmutter mit ihrem neuen Freund nach Polen reist, wird die Mutter kurzfristig in die Entzugsklinik eingewiesen und das Jugendamt mit Ausreden beruhigt. Auf dem Weg zum Supermarkt trifft Jamie-Lee das weinende Mädchen Fee, nimmt es mit nach Hause und ist plötzlich in einen Fall von Entführung verwickelt. Kirsten Boie ist ein außergewöhnlicher Roman gelungen, der den Mikrokosmos unserer Gesellschaft nachzeichnet.

In den letzten Jahren engagiert sich Kirsten Boie in eSwatini, unterstützt mit ihrer Möwenweg-Stiftung Kinderheime und setzt sich für eine Leseförderung in dem Land ein. Diese Erfahrung setzt sie auch literarisch um, etwa in dem Band Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen (2013). In vier Geschichten stellt sie das Leben von vier Kindern vor, die ihre Eltern verloren haben. Sie leben in großer Armut, müssen sich auch um die Geschwister kümmern, der Schulbesuch wird zu einem kostbaren Gut. Und „was morgen sein wird […] danach fragt er nicht“, heißt es in der ersten Geschichte Ich kenne einen Jungen in Afrika; sie erzählt in einer Schlichtheit, verzichtet auf zusätzliche Erläuterungen und auf falsche Betroffenheit. Kirsten Boie schildert, wie etwa Thulani sich um seine jüngere Schwester sowie die Großmutter kümmert. Aber sie blickt nicht nur auf die Armut der Kinder, sondern zeigt sie auch als Kinder, etwa wenn der elfjährige Thulani mit anderen Jungen, die nicht mehr zur Schule gehen können, Fußball spielt. Dabei werden auch seine Hoffnungen erzählt, denn Thulani blickt immer wieder zum Spielrand, ob nicht Weiße dort stehen und nach Fußballtalenten suchen. Im Nachwort erläutert Boie, dass die Geschichten auf wahren Begegnungen beruhen und in eSwatini ca. 120.000 Kinder leben, die mindestens einen Elternteil verloren haben (vgl. Boie 2013, S. 110).

Mit der Reihe Thabo. Detektiv & Gentleman kehrt Boie nach eSwatini zurück, blickt auf den Waisenjungen Thabo, der bei seinem Onkel leben darf. Der Kontinent Afrika wird in der Kriminallandschaft unterschiedlich wahrgenommen: Einerseits existieren Beispiele, die afrikanische Länder als Schauplatz wählen, andererseits schreiben Autorinnen und Autoren aus Afrika Kriminalromane (vgl. Krimi-Boom aus Südafrika). Kirsten Boie nimmt eSwatini als Schauplatz, lässt die Geschichten auf dem Land fern der Großstadt spielen. Ihre Kriminalromane erinnern an die Serie um Mma Ramotswe von Alexander McCall Smith, die in der Hauptstadt von Botswana spielt. Die alleinstehende Mma Ramotswe hat, nachdem ihr Vater ihr etwas Geld vererbt hat, die erste Detektei des Landes gegründet. Ähnlich wie auch Thabo löst die erwachsene Detektivin ‚leichte‘ Fälle, beschreibt genau ihre Umgebung und hat ein Gespür für das Leben auf dem afrikanischen Kontinent. Mit der Serie um den südafrikanischen Jungen Thabo und seine Freunde, die in dem Naturreservat Lion Park leben und Kriminalfälle lösen, hat Kirsten Boie in mehrfacher Hinsicht etwas Neues in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur geschaffen. Nicht nur, dass sie ein südafrikanisches Kind als Erzähler der Geschichte einführt, sondern auch ihr Blick auf einen zu oft mit Problemen behafteten Kontinent ist neu bzw. anders. Wenn Geschichten über Afrika erzählt werden, spielen Armut, Hunger, Kriege eine entscheidende Rolle (vgl. hierzu etwa die Romane von Lutz van Dijk). Kirsten Boie klammert diese nicht aus, stattet die kindlichen Figuren jedoch auch mit einer Kindheit aus, mit Wünschen und alltäglichen Sorgen. Zugleich spiegelt sich in den Romanen auch eine Kritik an der westlichen Lebenswelt, und gerade die Wahl des Erzählers macht die Romane auch für erwachsene Leserinnen und Leser interessant. Boie zeigt in ihrer dreibändigen Reihe unterschiedliche Kindheits- und Geschlechterdiskurse, die sie in die Kriminalhandlung einbettet und den Blick auf die südafrikanische Alltagswelt lenkt. Thabo, Emma, Sifiso und Delighty repräsentieren Kindheiten, die einerseits im 21. Jahrhundert verortet sind, andererseits Kindheit zwischen Verantwortung, Spiel, Wohlstand und Armut symbolisieren und zugleich nicht in stereotypische Muster verfallen. Wichtig ist, dass, ähnlich wie es in der gegenwärtigen Kinderliteratur u.a. von der Autorin Frida Nilsson gefordert wird, Boie ihren Kinderfiguren Freiheiten gestattet und ein Spielen ermöglicht unabhängig vom materiellen Wohlstand. Besonders deutlich wird dies u.a. an den jüngeren Geschwistern Pilot und Lemonade, die in großer Armut aufwachsen, aber dennoch Möglichkeiten finden, ihr kindliches Spiel auszuleben. Das, was sich bereits in einzelnen Geschichten im Band Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen andeutet, wird in den Bänden stärker akzentuiert und die Kinder erleben trotz der Armut auch schöne und spannende Momente. Boie bedient sich tradierter Muster der Kriminalerzählung, die sich auch in der Darstellung der Figuren zeigen. Schaut man sich die Kriminalgeschichten für Kinder an, so bilden die klugen kindlichen Detektivinnen und Detektive mit den ahnungslosen Erwachsenenfiguren einen Kontrast. Diese Umkehrung sorgt immer wieder für komische Situationen (etwa auch in Kalle Blomquist von Astrid Lindgren).

2.2.4 Jugendromane

Kirsten Boie schreibt gesellschaftskritische sowie zeitgeschichtliche Jugendromane, in denen sie ähnlich wie im Kinderroman einen genauen Blick auf die oft zerrütteten Familienverhältnisse wirft. Der Jugendroman Mit Jakob wurde alles anders (1986) ist Boies zweites Buch und erzählt von einem Rollentausch. Die Ich-Erzählerin Nele, 12 Jahre alt, schildert rückblickend ihr Jahr, in dem der Vater die Rolle des Hausmannes übernommen hat, während die Mutter in ihren Beruf zurückgekehrt ist. Die Idee des Rollentausches wird noch vor der Schwangerschaft der Mutter beschlossen, sodass erschwerend hinzukommt, dass der Vater sich nicht nur um zwei ältere Kinder kümmern muss, sondern um ein Neugeborenes. Im Laufe der Geschichte wird ihm klar, welche Aufgaben seine Frau geleistet hat. Immer wieder muss die Mutter nach der Arbeit helfen. Nicht nur innerfamiliäre Konflikte erlebt die Familie, auch ihre Umgebung reagiert mit Vorurteilen auf den Rollentausch. Nele selbst erlebt neben den Veränderungen in der Familie auch ihr erstes Verliebtsein in den ‚falschen‘ Jungen, der sie nicht mag. Erst langsam nähert sie sich einem anderen Jungen, der in der Klasse verspottet wird. Dank der Gespräche mit ihrer Mutter lösen sich ihre Zweifel und Ängste. Der Roman spielt somit auf zwei Ebenen mit Geschlechtervorstellungen – einerseits im familiären Umfeld, andererseits in Neles Freundes- und Bekanntenkreis.

In ihrem Roman Der Prinz und Bottelknabe (1997) spielt Boie erneut mit Familienmustern und erzählt, wie die Geschichten zweier Jungen, die sich gleichen, miteinander verbunden werden. Der eine Junge, Calvin Prinz, wächst im wohlhabenden Umfeld auf, ist ein verwöhntes und auch egoistisches Einzelkind, Kevin Bottel dagegen kommt aus einer kinderreichen Familie der Unterschicht, die Mutter erzieht die Kinder alleine, die verschiedenen Väter sind abwesend. Als sich die Jungen begegnen, tauschen sie ihre Leben. Angelehnt an Mark Twains Erzählung Der Prinz und der Bettelknabe wird die Geschichte entfaltet, die die unterschiedlichen sozialen Milieus genau beleuchtet und Benachteiligungen kritisiert.

Steffens hebt hervor, dass sich sowohl Ich ganz cool (1992) als auch Erwachsene reden, Marco hat was getan (1994) sowie Nicht Chicago, nicht hier (1999) nicht nur aufgrund der Aktualität und der gesellschaftskritischen Thematik von zahlreichen vergleichbaren Texten abheben, sondern vor allem „durch ihr literarisches Niveau“ und die „narrative […] und sprachlich-stilistische […] Dimension“ (Steffens 2006, S. 93). Kirsten Boie entfaltet komplexe Themenfelder von Mobbing bis zu Rechtsradikalismus, ohne dass, wie häufig im Bereich der gesellschaftskritischen Jugendliteratur, ihre Texte auf einfache Erklärungsmuster reduziert werden können. Auch ein moralisch-pädagogischer Duktus fehlt den Texten.

In Nicht Chicago, nicht hier wendet sich Boie dem Thema Mobbing zu; den Roman kann man den gesellschaftskritischen Texten zuordnen. Im Mittelpunkt steht der 13-jährige Niklas. Als ein neuer Schüler, Karl, in die Klasse kommt, beschleicht Niklas ein ungutes Gefühl, aber Karl wird neben ihn gesetzt, und gemeinsam müssen sie an einer Projektaufgabe arbeiten. Karl selbst gibt sich selbstbewusst-maskulin, schüchtert im Bus bereits Menschen ein und als er Niklas zu Hause besucht, leiht er sich Sachen, ohne diese zurückzubringen. Weder Niklas’ Eltern noch Lehrerinnen und Lehrer glauben dem Jungen, der immer unsicherer wird und unter Karls Mobbingattacken leidet. Erst langsam erkennen sie, dass ihr Sohn recht hatte. Doch die Polizei ist machtlos, auch gegen den Telefonterror, zumal Karl Alibis präsentieren kann und von seinen Eltern beschützt wird. Die Lehrerin dagegen wirft Niklas vor, dass er Karl keine Chance gibt. Die Situation eskaliert und endet damit, dass der Kaninchenstall in Niklas’ Garten aufgebrochen wird und sein Lieblingstier verschwindet. Eine Lösung des Konfliktes oder ein versöhnender Abschluss wird den Leserinnen und Lesern nicht angeboten. Der Roman besticht vor allem durch die narrative Struktur, wird in zwei Zeitebenen erzählt und setzt mit einem inneren Monolog ein: „Ich mach ihn tot“ (S. 5) lautet der erste Satz, dem „Ich bring ihn um“ folgt, und die Wut des Ich-Erzählers hervorhebt. Der erste Erzählstrang spielt in der Gegenwart, als Er-Erzählung konzipiert; der zweite ist in der Vergangenheit angesiedelt, nah an der Figur Niklas erzählt, der so ins Zentrum der Ereignisse rückt. Erscheinen die Kapitel, die in der Gegenwart spielen, unklar, so werden nach und nach die Grausamkeiten und Mobbingattacken entfaltet, so dass ein Gesamtbild der Situation entsteht, ohne dass jedoch Boie Erklärungsmuster für Karls Verhalten gibt.

Romane wie Lisas Geschichte, Jasims Geschichte (1989), Erwachsene reden, Marco hat was getan (1994) oder Schwarze Lügen setzen sich mit dem Rechtsradikalismus in der BRD auseinander, wobei hier insbesondere die Romane Erwachsene reden, Marco hat was getan und Schwarze Lügen vorgestellt werden sollen. In Erwachsene reden, Marco hat was getan tritt der Junge Marco auf, der einen rechtsradikalen Anschlag verübt und den Tod zweier türkischer Kinder zu verantworten hat. Aber nicht Marco erzählt von seiner Tat, sondern in dreißig fiktiven Interviews schildern nicht nur erwachsene Figuren, was sie über Marco wissen und warum es zu dem Anschlag kam. Unter den Personen finden sich u.a. Freunde, Nachbarn, Sozialarbeiter, ein Pastor und der Bürgermeister. Eingeleitet wird der Text mit der Frage „Wie wird einer ein Mörder?“ (Boie 1998, 5). Dabei bekommen die einzelnen Figuren eine eigene milieubedingte Sprechweise zugewiesen (vgl. auch Dahrendorf 2000, S. 23). In der Forschung wird er als „politischer Jugendroman“ (Dahrendorf 2000) eingeordnet. Als Montageroman werden so die Zusammenhänge erläutert, aber die Opferperspektive wird zurückgedrängt (vgl. Ehgartner/Lettner 1994, S. 37 f.).

Der Roman Schwarze Lügen behandelt vor allem Rassismus und Vorurteile. Amadeus und seine Schwester werden beschuldigt eine Bank überfallen zu haben. Sie kommen aus einem afrikanischen Land und fallen so durch ihre dunkle Hautfarbe in der norddeutschen Kleinstadt auf, in der sie leben. Die Verdächtigungen basieren auf Zufällen. Melody, Amadeus’ Schwester, trägt eine ähnliche Tasche wie die Täter, außerdem wurde eine Voodoo-Puppe am Tatort gefunden. Auch in der Schule werden die Geschwister mit rassistischen Bezeichnungen beschimpft. Aber nicht nur ihre Mitschüler haben Vorurteile, sondern auch die Polizei. Aber Melody und Amadeus sind keine Problemkinder, im Gegenteil, sie sind gute Schüler, spielen Instrumente und gehen in einem wohlhaben Stadtteil zur Schule, obwohl sie im sozialen Brennpunkt mit nur wenig Geld leben. Diesen Musterschülern wird der deutsche Lukas entgegengesellt, der Drogen nimmt und die Bank überfallen hat, aber aus einer gut situierten Familie stammt. In Schwarze Lügen werden Vorurteile entlarvt. So wird gezeigt, dass die Herkunft nicht den Charakter bestimmt.

Mit Monis Jahr (2003) und Ringel, Rangel, Rosen (2010) verfasst Kirsten Boie auch zeitgeschichtliche Jugendromane. 2022 erscheint der Roman Heul doch nicht, du lebst ja noch, der Hamburg in der unmittelbaren Nachkriegszeit als Schauplatz wählt und Fragen nach Wahrheit, Schuld und Angst thematisiert. In Monis Jahr erzählt die Autorin über die Nachkriegszeit in Hamburg, genauer das Jahr 1955. Moni, die Protagonistin des Romans, ist 10 Jahre alt und lebt bei ihrer Mutter und ihrer Großmutter, der Mutter von Monis Vater, der vermisst wird. Die Geschichte setzt unmittelbar an Silvester ein, die Silvesterfeier der Familie wird beschrieben und endet genau ein Jahr später mit ebenfalls einer Silvesterfeier. Moni möchte die Oberschule besuchen, schafft die Aufnahmeprüfung und muss sich nach und nach in der neuen (Schul-)Umgebung behaupten. Sie freundet sich mit der Arzttochter Heike an, lernt eine bürgerliche Welt kennen und erzählt Heike, dass ihre Oma Krankenschwester ist und verschweigt somit, dass ihre Oma in derselben Abteilung putzt, in der Heikes Vater arbeitet. Die Lüge führt zu einem Bruch zwischen Heike und Moni. Das Mädchen ist zudem auch mit dem Nachbarsmädchen Hilli befreundet, deren Eltern während des Nationalsozialismus im Konzentrationslager waren, und auch nach dem Krieg verteilt Hillis Mutter weiterhin kommunistische Flugblätter. Doch mehr und mehr geraten die Konflikte zwischen Monis Mutter und Oma in den Blickpunkt von Moni und belasten sie sehr. Monis Mutter, die sehr jung schwanger wurde und heiraten musste, geht wieder aus, lernt einen neuen Mann kennen und glaubt nicht mehr an die Heimkehr ihres Mannes. Monis Oma lehnt das Verhalten ihrer Schwiegertochter ab und kann sich nur schwer mit dem Verlust des Sohnes abfinden. Nach und nach wächst der Wohlstand der Bevölkerung und auch Monis Familie geht es immer besser, Monis Mutter möchte wieder heiraten, und auch Moni kann ihre Abwehrhaltung gegenüber dem neuen Mann abbauen.

2021 erscheint mit Dunkelnacht der erste Text der Autorin, der unmittelbar in der NS-Zeit spielt und die letzten Tage vor der Kapitulation in Penzberg schildert. Minutiös erzählt sie von den Ereignissen zwischen dem 27. und 29. April 1945, in denen Nationalsozialisten, Dorfbewohner und Soldaten, 16 Männer und Frauen getötet haben. Als die amerikanische Armee kurz vor Penzberg stand, kam im Radio der Aufruf, dass die Bürgermeister vor 1933 die Rathäuser übernehmen sollten, um eine friedliche Übergabe zu gewährleisten. Der frühere Bürgermeister macht sich mit früheren Mitstreiterinnen und Mitstreitern auf den Weg zum Rathaus. Soldaten verhindern die Übernahme, werden dabei auch vom sog. „Werwolf“ unterstützt. Aus wechselnder Perspektive schildert Boie die Ereignisse in Penzberg, rekonstruiert die Taten, benennt Täter und Opfer mit Namen, erfindet jedoch die drei Jugendlichen Marie, Schorsch und Gustl, die jeweils unterschiedliche Rollen zugewiesen bekommen. Gustl hat sich den „Werwölfen“ angeschlossen, glaubt an den Sieg der Nationalsozialisten. Schorsch, Sohn des Polizeimeisters, soll bei der Vernichtung von Akten helfen. Marie ist die Tochter des Metzgers, der Sozialdemokrat ist, ins Rathaus stürzt und nur zufällig überlebt. Die Ängste, Sorgen. Verunsicherungen und die Suche nach einem eigenen Weg der jugendlichen Figuren werden geschildert und können auch eine Brücke zu den jugendlichen Leserinnen und Lesern sein.

Der Roman Alhambra (2007) soll in diesem Beitrag trotz des phantastischen Elementes der Zeitreise als ein historischer Roman definiert werden. Boies Roman, fast zeitgleich mit Presslers Nathan und seine Kinder erschienen, lässt sich auch als eine Reaktion auf die Diskussionen um Religionen im 21. Jahrhundert lesen. Es ist ein Appell für Toleranz, denn Boie entwirft durchaus ein differenziertes Bild der drei Religionen Christentum, Islam und Judentum und zeigt auch, wie die einzelnen Richtungen zueinander stehen. Der Junge Boston befindet sich auf einer Klassenfahrt in Spanien und möchte auf einem Markt in Granada ein Geschenk für seine Mutter besorgen. Dabei berührt er eine Fliese und befindet sich plötzlich im Jahre 1492. Boie entfaltet die Geschichte vor dem Hintergrund der Inquisition im Spanien des 15. Jahrhunderts und stellt die christliche Religion in den Mittelpunkt. 1492 ist jedoch nicht nur das Jahr, in dem Kolumbus Amerika entdeckt, es ist auch das Jahr, in dem der Religionskampf zwischen der katholischen Kirche, den Muslimen und den Juden wütet. Die Christen haben unter Königin Isabella die Stadt erobert, die Mauren vertrieben und sind dabei, auch die Juden aus der Stadt zu jagen bzw. zu töten. Die Inquisition erlebt einen Höhepunkt und Kolumbus bemüht sich, Isabella zu überzeugen, ihm Schiffe zu überlassen, um den westlichen Seeweg nach Indien zu finden. Boston gerät zwischen alle Fronten. Er begegnet zunächst dem muslimischen Jungen Tariq, geht mit ihm zum jüdischen Kaufmann Isaak und trifft dort dessen Sohn Salomon. Tariq und Salomon werden seine Verbündeten, ihnen vertraut er seine Geschichte an und sie versuchen, ihm den Rückweg ins 21. Jahrhundert zu ermöglichen, geraten in Gefangenschaft, können jedoch mit Hilfe von Johanna, der Tochter Isabellas, entkommen. Kirsten Boie zeigt eine blühende Kultur des Islams in Spanien, die von dem christlichen Herrscherpaar unwiederbringlich zerstört wurde.

2.2.5 Phantastische Kinder- und Jugendromane

Bereits 1987 erscheint Kirsten Boies erstes phantastisches Kinderbuch, Mellin, die dem Drachen befiehlt, 1995 folgt Prinzessin Rosenblüte und 2001 Der durch den Spiegel kommt. Hinzu kommen noch Die Medlewinger (2004), Skogland (2005) und Verrat in Skogland (2008). Wie man ihre Geschichten um den Ritter Ritter Trenk sowie den Jugendroman Alhambra (2007) einordnet, wird in der Forschung diskutiert. Gudrun Stenzel zählt sie zur Phantastik, aber tatsächlich lassen sie sich auch der historischen Kinder- und Jugendliteratur mit phantastischen Elementen zuordnen.

In Prinzessin Rosenblüte lässt Kirsten Boie eine Figur aus der sekundären, also der phantastischen, in der primären Welt auftreten. Das Mädchen Emma trifft Prinzessin Rosenblüte und erfährt, dass diese aus ihrer Märchenwelt aufgrund ihres egoistischen Verhaltens verbannt wurde und jetzt die reale Welt kennenlernen soll. Emma nimmt sich Rosenblüte, die sie Rosi nennt, an. Dabei spielt Boie mit Gegensätzen, denn Emma ist hilfsbereit, ihr Kleiderschrank ist voller praktischer Sachen, Rosenblüte ist dagegen arrogant, oft herrisch, wandelt sich jedoch und kann nach einer selbstlosen Tat in ihre Welt zurückkehren.

2005 erscheint mit Skogland ein Roman, der sich fantastischer Elemente bedient, zugleich aber sozialkritische Aspekte und aktuelle Themen aufnimmt. Im Mittelpunkt des Romans steht die 14-jährige Jarven, die bei einer überfürsorglichen Mutter lebt und kaum Freiheiten genießt. Ihren Vater kennt sie nicht und sie beneidet ihre Freundin Tine um ihre intakte Familie. Die Mädchen nehmen an einem Casting teil, Jarven gewinnt überraschend und wird in das Königreich Skogland gebracht. Was sie nicht ahnt, ist, dass das Casting dazu genutzt wurde, sie zu entführen. Mit Skogland betritt Jarven ein Land, das in Süd und Nord gespalten ist. Im Süden des Landes sind die Menschen wohlhabend, adrett und blond, im Norden leben sie in Armut und sind überwiegend dunkelhaarig. Jarven kann ihren Entführern entkommen und schließt sich einer Widerstandsgruppe an. Sie erfährt zugleich ihre Rolle im Kampf und muss sich auch der Frage nach der eigenen Identität stellen. Auch wenn Boie mit märchenhaften Elementen wie dem gutmütigen König, dem bösen Onkel und der verlorenen Prinzessin spielt, sind die Kämpfe gegen Unterdrückung und für eine soziale Gerechtigkeit allgegenwärtig. Dank ihrer Sprache verkommen die Anspielungen nicht zu bloßen Klischees. Der Roman pendelt zwischen mehreren Erzählsträngen: Eine Handlung ist in der deutschen Alltagswelt angesiedelt, eine andere im Königreich Skogland. Das Pendel zwischen Handlungsräumen und Settings ist jedoch dank Boies Erzählkunst spannend und keineswegs verwirrend für jugendliche Leserinnen und Leser. Boie beweist in Skogland, dass man Jugendlichen anspruchsvolle und literarische (Erzähl-)Konstruktionen zumuten kann. Auch die im Roman angesprochenen Themen sind – typisch für Kirsten Boie – schwierig, laden zur Diskussion ein und zeigen erneut, dass sie sich nicht scheut, auch komplexe Fragestellungen aufzunehmen. Dass sie nicht auf alle ihre im Roman entworfenen Fragen auch Antworten liefert, ist nicht schlimm, zeigt es doch den jugendlichen Leserinnen und Lesern jene Ratlosigkeit, die auch Erwachsene befällt, wenn es um Themen wie Terrorismus, Rassismus oder soziale Ungleichheit geht.

Botschafterin des Lesens

Kirsten Boie engagiert sich zudem seit Jahrzehnten in der Leseförderung und ist Initiatorin der Hamburger Erklärung Jedes Kind muss lesen lernen. 2019 erschien Das Lesen und ich, eine Sammlung von Texten, in denen Kirsten Boie über ihre eigene Lesebiografie schreibt und die Bedeutung des Lesens, auch für ihr eigenes Leben, hervorhebt. Es ist daher auch Boies Verdienst, dass bspw. die Stadt Hamburg jedes Kleinkind mit einem Buchpaket mit Bilderbüchern und Broschüren zum Vorlesen ausstattet. Das Projekt „Buchstart“ läuft in Hamburg erfolgreich und sollte auch Vorbild für weitere Städte sein.

 

3 Rezeption

Kirsten Boie wurde mit zahlreichen Auszeichnungen für ihre Werke prämiert und die Forschung bezeichnet sie nicht nur als einen „Glücksgriff“ für die deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur, sondern auch als „literarische Chronistin (west)deutscher Zeitgeschichte“ (Roeder 2010).

Ihre Kinder- und Jugendromane werden in der Schule gelesen, in den Reihen wie dtv-junior oder dtv-pocket sind Unterrichtshilfen erschienen, der Oetinger-Verlag bietet auf den Internetseiten ebenfalls Unterrichtsmaterialien zu ausgewählten Werken der Autorin. Kirsten Boie erhält zudem zahlreiche Kinderbriefe zu ihrem Werk, in denen die Begeisterung der anvisierten Leserinnen und Leser spürbar ist und diese nach Fortsetzungen und neuen Geschichten verlangt:

Liebe Frau Boie, ich mag eigentlich keine Bücher, aber als ich Ihr Buch gelesen habe, war ich sprachlos. Ich bin der Maurice und ich gehe in die 3. Klasse. Ich bin 9 Jahre alt. Ich mag Ihre Bücher sehr, sehr gern. Wir haben in der Schule das Buch King-Kong das Reiseschwein gelesen. Ich werde versuchen, all Ihre Bücher zu lesen. Ich will mal Anwalt oder Fußballstar werden. (Verch 2010, S. 118)

Auch Kinder, die nicht leseaffin sind und wenige Erfahrungen mit Büchern haben, schreiben Kirsten Boie und zeigen ihre Begeisterung. Es sind diese Briefe und Rückmeldungen von Kindern, die sie am meisten für ihr Schreiben motivieren. Denn Kirsten Boie ist nicht nur in ihren Büchern immer auf der Seite der Kinder, sondern auch im realen Leben.

 

Literaturverzeichnis

Primärliteratur (Auswahl)

  • Paule ist ein Glücksgriff. Mit Illustrationen von Silke Brix. Hamburg: Oetinger 2010 [EA 1985].
  • King-Kong, das Reiseschwein. Mit Illustrationen von Silke Brix. Hamburg: Oetinger 1989.
  • Mit Jakob wurde alles anders. Hamburg: Oetinger 1986.
  • Mit Kindern redet ja keiner. Frankfurt am Main: Fischer Schatzinsel 2005 [EA 1990].
  • Mittwochs darf ich spielen. Hamburg: Oetinger 1993.
  • Nella-Propella. Hamburg: Oetinger 1994.
  • Prinzessin Rosenblüte. Mit Illustrationen von Silke Brix. Hamburg: Oetinger 1995.
  • Der Prinz und der Bottelknabe oder erzähl’ mir von Dow Jones. Hamburg: Oetinger 1997.
  • Man darf mit dem Glück nicht drängelig sein. Mit Illustrationen von Jutta Bauer. Frankfurt am Main: Fischer Schatzinsel 2009 [EA 1997].
  • Nicht Chicago. Nicht hier. Hamburg: Oetinger 1999.
  • Wir Kinder aus dem Möwenweg. Mit Illustrationen von Katrin Engelking. Hamburg: Oetinger 2000.
  • Sommer im Möwenweg. Mit Illustrationen von Katrin Engelking. Hamburg: Oetinger 2002.
  • Geburtstag im Möwenweg. Mit Illustrationen von Katrin Engelking. Hamburg: Oetinger 2003.
  • Weihnachten im Möwenweg. Mit Illustrationen von Katrin Engelking. Hamburg: Oetinger 2005.
  • Ein neues Jahr im Möwenweg. Mit Illustrationen von Katrin Engelking. Hamburg: Oetinger 2008.
  • Geheimnis im Möwenweg. Mit Illustrationen von Katrin Engelking. Hamburg: Oetinger 2010.
  • Ostern im Möwenweg. Mit Illustrationen von Katrin Engelking. Hamburg: Oetinger 2011.
  • Ferien im Möwenweg. Mit Illustrationen von Nadine Reitz. Hamburg: Oetinger 2015.
  • Der durch den Spiegel kommt. Hamburg: Oetinger 2001.
  • Monis Jahr. Hamburg: Oetinger 2003.
  • Die Medlevinger. Mit Illustrationen von Volker Friedrich. Hamburg: Oetinger 2004.
  • Hamburg: Oetinger 2005.
  • Der kleine Ritter Trenk. Mit Illustrationen von Barbara Scholz. Hamburg: Oetinger 2006.
  • Hamburg: Oetinger 2007.
  • Ein mittelschönes Leben. Ein Kinderbuch über Obdachlosigkeit. Mit Illustrationen von Jutta Bauer. Hamburg: Hinz & Kunz 2008.
  • Ringel, Rangel, Rosen. Hamburg: Oetinger 2010.
  • Verrat in Skogland. Hamburg: Oetinger 2008.
  • Seeräubermoses. Mit Illustrationen von Barbara Scholz. Hamburg: Oetinger 2009
  • Der Junge, der Gedanken lesen konnte. Ein Friedhofskrimi. Hamburg: Oetinger 2012.
  • Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen. Hamburg: Oetinger 2013.
  • Schwarze Lügen. Hamburg: Oetinger 2014.
  • Entführung mit Jagdleopard. Hamburg: Oetinger 2015.
  • Detektiv und Gentleman, Band 1: Der Nashorn-Fall. Hamburg: Oetinger 2016.
  • Thabo: Detektiv und Gentleman, Band 2: Die Krokodil-Spur. Hamburg: Oetinger 2016
  • Detektiv und Gentleman, Band 3: Der Rinder-Dieb. Hamburg: Oetinger 2017.
  • Ein Sommer in Sommerby. Hamburg: Oetinger 2018.
  • Vom Fuchs, der ein Reh sein wollte. Mit Illustrationen von Barbara Scholz. Hamburg: Oetinger 2019.
  • Zurück in Sommerby. Hamburg: Oetinger 2020.
  • Hamburg: Oetinger 2021
  • Für immer Sommerby. Oetinger 2021.
  • Heul doch nicht, die lebst ja noch. Hamburg: Oetinger 2022.

Artikel, Aufsätze, Vorträge (Auswahl)

  • Eine Hand wäscht die andere. Ich über mich. In: Oetinger Lesebuch 1987/88. Hamburg: Oetinger 1987, Nr. 24, S. 104-107.
  • Meine Bücher haben mich überfallen. Rede in der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main am 23. Juni 1995 (Jahresgabe 1995 des Freundeskreises des Institutes für Jugendbuchforschung der Johann Wolfgang Goethe-Universität).
  • „Kümmern Sie sich auch um die Brühwürfel“. Über das Schreiben für Kinder. In: JuLit 21 (1995), H. 4, S. 42-48.
  • Realismus im Kinderbuch. In: Franz/Payrhuber 1996, S. 13-25.
  • Schreiben für Leseanfänger. In: JuLit 24 (1998), H. 1, S. 25-37.
  • Über das Schreiben von Erstlesebüchern. Überlegungen anhand konkreter Beispiele. In: Beiträge Jugendliteratur und Medien 50 (1998), H. 9, S. 22-35.

Forschungsliteratur (Auswahl)

  • Alig, Marielle/Daubert, Hannelore: Kirsten Boie: Das Ausgleichskind. Unterrichtsvorschlag. In: Daubert/Alig 1999, S. 96-134.
  • Armbröster-Groh, Elvira: Kirsten Boie: Mit Kindern redet ja keiner. In: Daubert/Alig 1999, S. 13-26.
  • Aulke, Cordula: Literaturprojekt „King-Kong, das Reiseschwein“. Kempen: BVK 2004.
  • Blume, Monika/Stelzner, Bettina: The German Author Kirsten Boie. Hans Christian Andersen Award 2002. München: AKJ 2001.
  • Dahrendorf, Malte: Kirsten Boie. In: Kurt Franz/Günter Lange/Franz-Josef Payrhuber (Hrsg.): Kinder- und Jugendliteratur. Ein Lexikon. Meitingen: Corian 2000, S. 1-38.
  • Dankert, Birgit: Begabung und Disziplin. Laudatio auf Kirsten Boie. In: JuLit 33 (2007), H. 4, S. 30-33.
  • Dankert, Birgit (Hrsg.): Leidenschaft und Disziplin. Kirsten Boies Kinder- und Jugendbücher 1985-2010. Berlin: BibSpider 2010.
  • Daubert/Ewers, Hans-Heino (Hrsg.): Veränderte Kindheit in der aktuellen Kinderliteratur. Braunschweig: Westermann 1995.
  • Daubert, Hannelore: Wandel familiärer Kinderwelten in der Kinderliteratur. In: Daubert/Ewers 1995, S. 60-80.
  • Daubert, Hannelore: „Es veränderte sich die Wirklichkeit …“. Themen und Tendenzen im realistischen Kinder- und Jugendroman der 90er Jahre. In: Renate Raecke/Heke Gronemeier: Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland. München: AKJ 1999.
  • Daubert, Hannelore/Alig, Mariella (Hrsg.): Lesen in der Schule mit dtv junior. Moderne Kinderromane 2. Unterrichtsvorschläge für die Klassen 4 bis 7. München: dtv 1999.
  • Daubert, Hannelore (Hrsg.): Lesen in der Schule mit dtv junior. Gewalt, Mobbing & Zivilcourage. Unterrichtsvorschläge für die Klassen 5-11. München: dtv 2002.
  • Daubert, Hannelore: Kirsten Boie. Nicht Chicago. Nicht hier. 5-7. Schuljahr. In: Daubert 2002, S. 14-41.
  • Daubert, Hannelore: Kirsten Boie: Erwachsene reden. Marco hat was getan. In: Daubert 2002, S. 144-170.
  • Daubert, Hannelore: Kirsten Boie: Paule ist ein Glücksgriff. In: Daubert, Hannelore (Hrsg.): Lesen in der Schule mit dtv. Unterrichtsvorschläge für die Klassen 1 bis 4. München: dtv 2006, S. 148-161.
  • Ewers, Hans-Heino: Kirsten Boies Kinder- und Jugendliteratur – ein Kompendium moderner Erzählformen. In: Dankert 2010, S. 21-31.
  • Franz, Kurt/Payrhuber, Franz-Josef (Hrsg.): Blickpunkt: Autor. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren 1996.
  • Gansel, Carsten: „Beim Schreiben setzt sich das Mögliche durch“. Zu Kirsten Boies Kinderroman „Mit Kindern redet ja keiner“ im Literaturunterricht. In: Carsten Gansel/Sabine Keiner (Hrsg.): Zwischen Märchen und modernen Welten. Kinder- und Jugendliteratur im Literaturunterricht. Bern: Lang 1998, S. 177-189.
  • Grenz, Dagmar: Über den Umgang von Nichtbehinderten mit Behinderten. Kirsten Boie: „Eine wunderbare Liebe“. In: Petra Büker/Clemens Kammler (Hrsg.): Das Fremde und das Andere. Interpretationen und didaktische Analysen zeitgenössischer Kinder- und Jugendbücher. Weinheim: Juventa 2003, S. 101-114.
  • Grenz, Dagmar/Eggers, Bettina: Zur Rezeption moderner Kinder- und Jugendliteratur in der Schule. K. Boie: „Ich ganz cool“ in der 7. Klasse eines Gymnasiums und der 9. Klasse einer Hauptschule. In: Gudrun Stenzel (Hrsg.): Kinder lesen – Kinder leben. Kindheiten in der Kinderliteratur. Weinheim: Juventa 2005 (Beiträge Jugendliteratur und Medien, H. 16), S. 181-194.
  • Hahn, Stefanie/Kratzer, Simone: Kirsten Boie: Die Medlevinger. Bamberg: Buchner 2009.
  • Hanneforth, Alexandra: Literaturkartei: Kirsten Boie „Lena fährt auf Klassenreise“. Mühlheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr 2008.
  • König, Nicola: Kirsten Boie. Nicht Chicago. Nicht hier. Modelle für den Literaturunterricht. Jahrgangsstufen 6-8. München: Oldenburg 2005.
  • Richter, Karin: Überlegungen beim Schreiben von Literatur. Zum Realismus in den Kinderbüchern Kirsten Boies. In: Deutschunterricht 51 (1998), H. 6, S. 282-293.
  • Schweikart, Ralf: Medienkindheit. Dargestellt in Kinderbüchern von Kirsten Boie. In: Daubert/Ewers 1995, S. 109-126.
  • Steffens, Wilhelm: Formen des Erzählens in den realistischen Kinderromanen Kirsten Boies – gespiegelt in der Darstellung von Kindheit und Familie. In: Franz/Payrhuber 1996, S. 84-117.
  • Steffens, Wilhelm: Kirsten Boies Kinder- und Jugendbücher in der Grundschule und Sekundarstufe I. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren 2006.
  • Surmatz, Astrid: Kirsten Boie und die schwedische Erzähltradition. In: Dankert 2010, S. 92-103.
  • Verch, Ulrike: „Wie können Sie soo schöne Bücher schreiben?“ Kinderbriefe an Kirsten Boie. In: Dankert 2010, S. 117-126.