Max Bolliger

geboren am 23. April 1929 in Schwanden, Kanton Glarus, gestorben am 10. Februar 2013 in Zürich
Schriftsteller, Lyriker

Prof. Dr. Hans Gärtner
veröffentlicht am 18.04.2021

 

1 Biogramm

Max Bolliger – eine Collage (Foto: Hans Gärtner)

Max Bolliger – eine Collage (Paris 1991) (Foto: © Hans Gärtner)

Max Bolliger wurde 1929 in Schwanden, Kanton Glarus, geboren. Er wuchs mit einem Bruder im Schweizer Bergdorf Braunwald in einfachen Verhältnissen auf. Der „Chrischona Gemeinde angehörige Großtanten“ (Meier-Hirschi 1994) prägten ihn religiös, die Sonntagsschule machte ihn bibelfest. Für die Mutter war er der „Weihnachtsnarr“. Als „begeisterter Leser“ (Bolliger 1989) wurde er in Wettingen zum Lehrer ausgebildet, studierte Psychologie, wurde Heilpädagoge in Luxem­burg und „Sonderklassenlehrer“ in Adliswil. Gedichte stand auf dem Erstling des Lyrikers, der, nach vielen Jahren beim Schweizer Fernsehen als Autor von Vorschulsendungen tätig, 1961 mit Knirps kinderliterarischen Boden betrat. In Zürich Dozent für Jugendliteratur, wurde er, der eine Zweitwohnung in Paris hatte, als Texter von Bilderbüchern und biblischen Nacherzählungen im deutschsprachi­gen Raum bekannt und hoch geschätzt. Einige seiner gut 100 Publikationen, z. T. in 20 Sprachen übersetzt, erhielten Preise. Die letzten Jahre war er in Weesen ansässig. Ehe- und kinderlos starb er 2013 nach kurzer Krankheit in Zürich.

 

 

2 Grundzüge des Werkes

Bolliger: Der Hase mit den himmelblauen Ohren (Artemis 1987)

Prototyp des „anderen“ Kindes: Bolligers Hase mit den himmelblauen Ohren (Artemis 1987)

Als eine der „wichtigsten Stimmen der Kinderliteratur der 60er/70er Jahre“ gelang es Bolliger, „die Schrifttexte von der Sonntagsmoral zu lösen und Kindern zu­gäng­­lich zu machen. Er schilderte die Ereignisse durchgängig im Präsens und formte sie zu psychologisch verständlichen Einzelszenen und Dialogen um“ (BRF-Nachricht v. 12.3.2013). Schon in seiner Lyrik für Erwachsene klang das Motiv der Verwundbarkeit der Kindheit an.

Die erste Kinderprosa entstand zuerst mit Rückblick auf eigene Kindheitser­leb­nisse, bis sie auch schulpädagogische Erfahrungen einbezog. Mit dem Vorwurf, zu „pädagogisch“ zu sein, konnte er „gut leben“. Mit seinen Geschichten wollte er „dem Kind Vertrauen in sich und seine eigenen Kräfte“, aber auch „den Mut“ ge­ben, zu sich selber ja zu sagen, gerade wenn es anders ist als die anderen … „Ich predige immer Toleranz“, ohne die kein menschliches Zusammenleben glückte. Das Kind müsse sich in den Geschichten „selbst wiederfinden“. Wenn es ihm mit Hilfe einer Geschichte gelinge, auch nur einem einzigen Kind Mut zu machen, sich selbst zu entdecken, sich seiner Freuden und Ängste bewusst zu werden und sein Gemüt in Bewegung zu setzen, sei sein Schreiben nicht umsonst (Grey 1993; Bolliger 2011). Die Schlichtheit seiner Schriftsprache verbindet sich glücklich mit der Einfachheit der gewählten Szenarien und Akteure, seien diese reale Menschen oder heimische Tiere, deren Verhalten auf das von Menschen übertragbar ist. Ein Prototyp ist Der Hase mit den himmelblauen Ohren. Hinzu kommen Wesen aus Zauberwelten und der beseelten Natur. Fantastisches entspringt aus Realistischem – und umgekehrt. Formal gesehen steht „jedes Wort am richtigen Platz, keines zu viel und keines zu wenig“ (German-Müller, in: Festgabe 2009): „Von Wort zu Wort / taste ich vor, behutsam, / dass es dich nicht erschrecke.“

Bolligers Werk dominieren Männer: von Knirps über David und den hl. Georg bis Kater Clemens. Es ist der sanfte, gewaltfreie Außenseiter, der Bolliger interessiert, der schuldlos zu kurz Gekommene, der wegen körperlicher oder psychischer Beson­derheiten Verlachte und Geächtete, der Hilflose, Lebensuntüchtige, Gefähr­dete, nicht an der Norm Orientierte, Fehlgeleitete. Bolligers Mädchen sind jedoch nicht Staffage, sie packen zu, wagen Unerwartetes, überzeugen durch die Kräfte der Empathie und Mediation. Ein Beispiel ist Katrin in Ein Sommer mit dreizehn. Seiner erklärten Vorliebe für kurze Form und schnörkellosen Ausdruck entspricht die für kantige, klar konturierte Handlungsträger. In den Weihnachtserzählungen hält Bolliger sich wohltuend frei von Verniedlichung und Sentimentalität.

2.1 Max Bolliger, der Lyriker

Nachlassverwalter Robert Fuchs schätzt nach Eigenaussage an Bolligers Poesie  „wahre Tiefgründigkeit, die ihresgleichen in der Schweiz sucht“. Darin sei ein Mensch zu erkennen, dem es gelang, den Empfänger zu beschenken und seine Gedanken mit ihm zu teilen, der nach Vollkommenheit strebe und ihn auffordere, mit ihm nach dem je eigenen Platz im Leben zu suchen. Gedicht-Vertonungen durch Gottfried von Einem oder Urban Mäder passen gut dazu (Gärtner 2016).

Bolliger sah sich in erster Linie als Lyriker. Zunächst an Erwachsene gewandt,  erheitern seine Gedichte weniger, als sie geheimen Sehnsüchten nachspüren. Zu einer Auswahl seiner Kindergedichte sei es, wie Bolligers Koautor und Freund Max Feigenwinter 2020 mitteilte, nie gekommen. Es blieb bei den „dreimal zehn Kindergedichten“ in Hinter den sieben Bergen. Bücher wie Weißt du, warum wir lachen und weinen? und Nachfolgendes wie Bevor du einschläfst brachten einen didaktisch willkommenen Lyrik-Prosa-Mix.

In seiner an Natur-Metaphern reichen Kinderlyrik lässt Bolliger Motive anklingen, die jedes Menschen Weg ins Erwachsensein pflastern: Neugier auf die Welt, Wünsche nach Anerkennung, Sehnsucht nach Geborgenheit, Identitätsfindung, Zweisamkeit, Freundschaft. Alle seine Texte habe Bolliger „wie ein Lyriker verdichtet. Sie leben vom Rhythmus, von Wiederholungen und knappen Sätzen“ (Robert Fuchs auf einer Zürcher Verlagsveranstaltung am 1.3.2018).

2.2 Max Bolliger, der Bilderbuchtexter

Bolliger: Der Bärenberg (Bohem 1982/2018)

Letzte Neuausgabe bei Bohem von Der Bärenberg (Bohem 1982/2018)

Bolligers Prosa liegt, meist kostbar bebildert, vor. Das Glück, das der Texter mit Illustratoren wie Klaus Brunner für Knirps und René Villiger für Alois hatte, sollte ihn nicht wirklich verlassen. Mit Jindra Čapek, Klaus Ensikat, Sita Jucker, Jan Lenica, Giovanni Manna, Jürg Obrist, Piatti, Trnka, Wilkon und vor allem Štĕpán Zavřel gelangen Bilderbuch-Klassiker. Folgeauflagen und Neubearbeitungen (Der Bärenberg, Die Kinderbrücke, Das Hirtenlied, Eine Wintergeschichte, auch die Stummel-Bände) wahren meist ihre ursprüngliche hohe Ästhetik, auch wenn Minis wie Das Märchen vom Dichter und der Maus Geschenkbuch-Klischees bedienen.

Welches Gefühl ein Autor habe, der seine Geschichte illustriert sieht? Dazu Bolliger: „Ein schönes! Wenn man die Illustratoren kennt, ist es keine Überra­schung. Trnka, Piatti, Zavřel … da weiß ich, wie das Buch aussehen wird, ich kenne ihren Stil, ich weiß auch: Sie lassen sich nicht dreinreden“ (Roth 1989). Jürg Obrist, 18 Jahre jünger, schätzte Bolliger seit Heinrich besonders.

Wie von der Erzähl-Idee Pierre-Marie Beaudes für Das Buch der Schöpfung war der Übersetzer Bolliger auch von den Bildern Georges Lemoines voll überzeugt. Die Erfahrung habe ihn gelehrt, dass es nur selten gelingt, zu einem vorhandenen Bildprogramm eine überzeugende Geschichte zu erfinden. „Märchen, Legenden oder Phantasiegeschichten dürfen nicht nur erfunden, sondern müssen – wie eine reale Geschichte – erlebt werden“ (Gärtner 1992).

2.3 Max Bolliger, der Fabulierer

2.3.1 Märchen

In das von Jürg Obrist traumhaft bebilderte Wichtel-Szenario setzt der Text das realistische Thema Kinderarbeit und -ausbeutung. Unverhohlen wirbt Bolliger für die Wahrung der Rechte von Kindern. Er wollte nach eigenen Worten „dazu beitragen, auf die wichtige Aufgabe, die sich Unicef gestellt hat, aufmerksam zu machen und Verständnis für jene Kinder wecken, die uns nötig haben.“

Unter „Märchen“ wurden Texte subsumiert, die, trotz des „Es war einmal…“-Tons, eine eigene konzise Kunstsprache verwenden, die bei aller Verknappung und Symbolkraft beim Kind ankommt. Der Anspruch ist allerdings hoch. Auch im Duktus der als „Märchen und Parabeln“ (Der grüne Fuchs) definierten Texte ist der Lyriker Bolliger – schon an Layout und schmalem Satzspiegel – erkennbar.

In seinen Märchen geht es grundsätzlich um die erzählerisch-fantastische Einklei­dung allgemein menschlicher Grunderfahrungen. In dem Sammelband Der golde­ne Fisch ließ er jedes der 10 Märchen von einer bräunlichen Federzeichnung begleiten, die erfahrungsgemäß das Kind weniger erreicht, als es wohl die farbi­gen Begleit-Bilder in der Neufassung Das Sonnengeheimnis vermögen, wo es nun nicht mehr Märchen, sondern schlicht Geschichten sind, die Licht schenken.

2.3.2 Legenden

In Mein erstes Vorlesebuch der schönsten Legenden geht der Autor kalendarisch vor: Von Simeon, dem Säulensteher, bis zum Christnacht-Evangelisten Lukas reichen die auf „überliefertes christliches Legendengut“ zurückgehenden Texte. Bolliger zeichnet keine „steinernen Statuen“, sondern „Menschen wie du und ich“. In dem Prachtband Georg und der Drache erklärt der Erzähler, dass Legenden zur Selbsterkenntnis der Leser/Hörerschaft beitragen. Sein „altes“ Anliegen, via Geschichten Mut zu machen und Vertrauen in die eigenen Kräfte gewinnen zu lassen, stellt Bolliger über das pastorale Anliegen hinaus, „eine allen verständliche Glaubensbotschaft“ zu vermitteln. Die aber dürfe „nicht dazu missbraucht werden, eine Religion den andern in Konkurrenz gegenüberzustellen. Toleranz ist notwendiger denn eh und je.“

Sich als Weihnachtslegenden-Erzähler zu zeigen, hatte für den Protestanten  Bolliger „besondere Bedeutung“. Im Nachwort von Ein Duft von Weihrauch und Myrrhe bezieht er sich auf R. M. Rilkes Stundenbuch, das vom Leben „in wachsenden Ringen“ spricht, „die sich über die Dinge ziehn … um Gott, den uralten Turm … jahrtausendelang …“. Einer dieser „Ringe“ ist für Bolliger die Kindheit: „Sie bleibt der Grundstein für das ganze Leben.“

Ein „menschliches Drama“ deutete Bolliger für Erich Jooß (1983) in Eine Hirten­legende an. Ein seelisch verhärteter alter Hirte erfährt die „verwandelnde Kraft, die von der Geburt Christi ausgeht. Ein Zweifler kam zur Krippe, ein Staunender kehrt wieder heim“.

2.3.3 Nacherzählungen

Bolliger: David (Ravensburger 1965)

Ihm folgten Mose, Joseph, Jesus, Daniel (Ravensburger 1965)

Originalquellen speisen Bolligers religiöse Erzählungen. Ein apartes Beispiel sind die Tierlegenden des hl. Franziskus. Ihnen liegen die Fioretti sowie Schriften des Bruder Leo und Thomas von Celano zugrunde. Die Lichtgestalt des Heiligen aus Assisi bewegte Bolliger nachhaltig. „Tatsachen und Geschichten“ über ihn verbinden sich in dem vielbeachteten, preisgekrönten Buch Euer Bruder Franz. Darin gelang es, die „historische Distanz zu überbrücken“ und „neben den Bruder Immerfroh“ den „weinenden Franziskus“ zu stellen“ (Gärtner 1983, S. 228).

Das Nacherzählen lag Bolliger. Einfühlungsvermögen und Empathie ließen sich da einbringen. Noch vor Jesus waren es große Männergestalten des Alten Testa­ments, denen er in den 1960er-Jahren zu ungeahnter Berühmtheit verhalf: David, Mose, Joseph, Daniel. Mit religiösen Kinderbüchern eines streng biografi­schen Stils gab Bolliger neue Impulse. Ohne die Botschaft „im mindesten anzutasten“, habe er „eine Straffung des Originals bei sprachlicher Vereinfachung erreicht“ (Jooß 1983).

Mit Jakob der Gaukler begann Bolliger sich ab den frühen 1990er Jahren von   biblischen Vorlagen zu lösen. Sein Protagonist springt tanzend und singend in eine sonst der Beschaulichkeit frönenden Mönchsgemeinschaft. „Wir brauchen einen wie dich“, darf sich der kleine Spielmann vom Abt gebauchpinselt fühlen. G. E. Lessings Ring-Parabel, durch Bolligers transparente Nach-Dichtung auch Kindern zugänglich, erschien in einer feinen Festgabe zu dessen 80. Geburtstag.

2.3.4 Biografien

Bolliger: Ein Stern am Himmel (Comenius 1987/NZN Buchverlag 2000)

Dem Schweizer Nationalheiligen zuliebe: Ein Stern am Himmel (Comenius 1987/NZN Buchverlag 2000)

Helden- und Heiligenleben nachzuzeichnen zählt zu Bolligers Spezifitäten. Glorifizierung war ihm schon bei seinen Versuchen, Lebensbilder von H. Hesse, E.  Kästner oder H. Dunant in illustrierten Leseheften des Schweizer Jugendschriften­werks (SJW) der Jugend vor Augen zu führen. Die zum 100. Todestag H. Chr. Andersens in Heft Nr. 1345 erschienene Dichter-Biografie Wie aus dem Schuster­jun­gen ein Dichter wurde erfüllte ihn mit Genugtuung; konnte er doch hier den langen und bitteren Weg aufzeigen, der den glühend verehrten Kollegen zu sich selbst führte.

Nikolaus von Flüe sah Bolliger als einen Stern am Himmel. Ihn, den mehr oder weniger vergessenen Schweizer Nationalheiligen 13 Jahre nach der Erst-Ausgabe  bei Comenius in einer immer profaner werdenden Welt noch einmal aufleuchten zu lassen, war Bolliger wohl ein Bedürfnis. Verlagswechsel und die Übernahme der Herausgeberschaft durch die Bruder-Klausen-Stiftung machten das Thema auch für erwachsene Leser attraktiv. Bolliger sah den mittelalterlichen „Mystiker aus dem Ranft“ in die freilich nicht fleckenlos leuchtende Moderne geholt. Zu­gleich dürfte für ihn das Überkonfessionelle der umstritten bleibenden histori­schen Gestalt ein Grund gewesen sein, die Neuausgabe zu begrüßen.

2.3.5 Fabeln

Auf profanem „Pflaster“ erzählte Bolliger „gerne“, wie er oft bekannte, alte Fabeln neu. Er schlug damit, den Märchen gleich, in die Kerbe globaler Traditio­nen. In Der Drache und der Hase erinnert er an Jacob Grimm, der die Fabel „auf jenen dauerhaften Boden jedweder epischen Dichtung“ stellte, „auf unerdenkliche, lang hingehaltene zähe Überlieferung, die mächtig genug war, sich … dem wechselnden Laufe der Zeit anzuschmiegen“. Dass die Fabel „mit Moral zu tun“ hat, fand Bolliger nicht schlecht; habe doch jede gute Geschichte eine Moral. Er ging vergleichend mit Vorbildern – von Aesop bis ins 19. Jahrhundert, betont mit Pestalozzi und Goethe – zu Werke und erlaubte sich neben inhaltlichen  Modifikationen und neuen Pointen die Erfindung zeitgerechter Fabeln. Würden diese – selbst ohne Namensnennung – zum „Volksgut“, sah ihr Urheber es als „das Beste“ an, was ihm als Autor passieren könnte.

Martin Steinacher schätzte sich als „neuer Verlagsleiter ZKM“ (Zürcher Kantonale Mittelstufe) glücklich, unter dem Titel Der aufgeblasene Frosch eine pure Bolliger-Fabel-Anthologie vorgelegt zu haben: „Bolligers Fabeln sprechen für sich und bieten der Lehrkraft unzählige Möglichkeiten zur Bearbeitung an.“ Sein Vorschlag war, jeden Morgen eine vorzulesen und zu besprechen. Wurde etwa so eine didaktische Fabel-Renaissance eingeläutet?

In dem Bilderbuch An einem schönen Sommertag, das Bolliger fast immer im Gepäck für eine seiner tausend Schullesungen hatte, verwob er fünf alte Fabeln kunstvoll in einen von ihm erdachten Rahmen.

 

3 Rezeption

Zeitlebens folgte Bolliger Einladungen zu Lesungen, nicht zuletzt auch nach Deutschland und Österreich, wo seine berühmt kurzen Texte und Kindergedichte in manches Grundschullesebuch eingingen. Seine Publikationen für den Zürcher Lehrmittelverlag und die Lesehefte des Schweizer Jugendschriftenwerks bleiben bis heute ein schweizerisches kinderliterarisches Vermächtnis.

Wandlungen des Frauen- und Mutter-Bildes, Kinder und Jugendliche betreffende Probleme der Kirchen, der Einbruch des Digitalen in sein Arbeitsleben machten ihm im hohen Alter zu schaffen. Fanpost blieb nicht unbeantwortet, bezog sie sich auch oft „nur“ auf eine Lesebuch-Geschichte. Unvergessen sind Bolligers frühe  Pionierleistungen beim Schweizer Fernsehen (Spielhuus) und Hörfunk (Kinder wie du und ich). Eines seiner Drehbücher, Claudia oder Wo ist Timbuktu?, erhielt den „Prix Jeunesse Internationale“.

Der Dichter von Weesen am Walensee (Foto: Hans Gärtner)

Der Dichter von Weesen am Walensee
Foto: © Hans Gärtner

Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt 2008 der Kulturpreis der Sarganserländischen Talgemeinschaft, preiskrönten seine unermüdliche Arbeit, die sich in einer enor­men Werk-Liste niederschlägt (907 „Treffer“ bei „Booklooker“, 415 Items bei „Helvetiat“, 424 bei DNB, Frankfurt am Main): Erster Preis im Lyrikwettbewerb Radio Basel 1957, Literaturehrengabe des Kantons Zürich 1962, Ringier-Feuilleton-Preis 1965, Deutscher Jugendliteraturpreis 1966, Schweizerischer Jugendbuchpreis 1973, C. F. Meyer-Preis 1974, Der Silberne Griffel 1976, Katholischer Kinderbuchpreis 1983 und 1991, Ehrendoktorwürde der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Zürich 1994, Großer Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur 2005. Damit ehrte die Akademie in Volkach „einen 76-jährigen Autor, der vor allem mit seinen vielfach in Bilderbücher und Anthologien eingegangenen Kurzgeschichten und Gedichten weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus bekannt und in viele Sprachen übersetzt wurde“ (Gärtner 2005).

Dass seine Geschichten „bekannter waren als er selbst, das war für Max Bolliger Zeichen dafür, dass er sein Handwerk verstand. Er war ein Meister der Verdichtung, an deren Ende eine Legende übrig blieb, eine Geschichte, wahrer als wahr, so wie Die Kinderbrücke oder Der Weihnachtsnarr“ (Aus Thomas Binottos Nachruf, Neue Zürcher Zeitung v. 11.3.2013).

 

Literaturverzeichnis

Primärliteratur (chronologisch)

Bei NA (Neuausgabe) wird jeweils nur das letzte Erscheinungsjahr genannt.

Auch Außenseiter: der Weihnachtsnarr (Artemis 1982/1989)

Auch Außenseiter: der Weihnachtsnarr (Artemis 1982/1989)

  • Gedichte. St. Gallen: Eirene 1953.
  • Verwundbare Kindheit. St. Gallen: Tschudy 1957.
  • Knirps. Mit Ill. v. Klaus Brunner. Winterthur: Comenius 1961.
  • David. Mit Ill. v. Edith Schindler. Ravensburg: Maier 1965.
  • Jesus. Mit Ill. v. Edith Schindler. Ravensburg: Maier 1965.
  • Joseph. Mit Ill. v. Edith Schindler. Ravensburg: Maier 1967.
  • Daniel. Mit Ill. v. Edith Schindler. Ravensburg: Maier 1968.
  • Alois. Mit Ill. v. René Villiger. Aarau u. a.: Sauerländer 1969; NA 2015.
  • Mose. Mit Ill. v. Edith Schindler. Ravensburg: Maier 1972.
  • Wie aus dem Schusterjungen ein Dichter wurde. Zürich: SJW 1975.
  • Eine Wintergeschichte. Mit Ill. v. Beatrix Schären. Zürich: Artemis 1976; NA 2010.
  • Weißt du, warum wir lachen und weinen? Lahr: Kaufmann 1977.
  • Die Kinderbrücke. Mit Ill. v. Štĕpán Zavřel. Zürich: Bohem 1979; NA 1999.
  • Das Hirtenlied. Mit Ill. v. Štĕpán Zavřel. Zürich: Bohem 1980; NA 2018.
  • Aus dir wird nie ein Feuerschlucker. Zürich: SLLV 1981.
  • Heinrich. Mit Ill. v. Jürg Obrist. Zürich: Artemis 1981.
  • Jesus. Mit Ill. v. Ralph Glafey. Zürich: Benziger 1982.
  • Der Bärenberg. Mit Ill. von Jozef Wilkon. Zürich: Bohem 1982; NA 2018.
  • Der Weihnachtsnarr. Mit Ill. v. Bruno Bischofberger. Zürich: Artemis 1982; NA 1989.
  • Euer Bruder Franz. Frauenfeld: Huber 1982.
  • Der goldene Fisch. Mit Ill. v. Štĕpán Zavřel. Zürich: Bohem 1984.
  • Franziskus und die Tiere. Mit Ill. v. Bruno Bischofberger. St. Gallen: Amboss 1986.
  • Ein Duft von Weihrauch und Myrrhe. Mit Ill. v. Jutta Hellgrewe. Berlin: Ev. Verlagsanstalt 1986; NA 2009.
  • Der Hase mit den himmelblauen Ohren. Mit Ill. v. Jürg Obrist. Zürich: Artemis 1987.
  • Ein Stern am Himmel. Mit Ill. v. Theres Greter-Lustenberger. Hitzkirch: Comenius 1987; NA 2000.
  • An einem schönen Sommertag. Mit Ill. v. Jindra Čapek. Zürich: Bohem 1988.
  • Stummel, das Hasenkind. Zürich: SJW 1989.
  • Das Buch der Schöpfung. Mit Ill. v. Georges Lemoine. Freiburg: Herder 1989.
  • Mein erstes Vorlesebuch der schönsten Legenden. Mit Ill. v. Frantisek Chochola. Ravensburg: Maier 1990.
  • Jakob der Gaukler. Mit Ill. v.
  • Štĕpán Zavřel. Zürich: Bohem 1991.
  • Ein Sommer mit dreizehn. Freiburg: Herder 1992.
  • Der Drache und der Hase. Mit Ill. v. Andreas Röckener. Ravensburg: Maier 1993.
  • Kater Clemens. Mit Ill. v. Jürg Obrist. Zürich: Atlantis 1993; NA 2016.
  • Wichtel. Mit Ill. v. Jürg Obrist. Zürich: Atlantis 1997.
  • Stummel. Ein Hasenkind wird groß. Mit Ill. v. Verena Pavoni. Aarau: Sauerländer 1999.
  • Bevor du einschläfst. Mit Ill. v. Verena Pavoni. Freiburg: Herder 2003.
  • Der aufgeblasene Frosch. Zürich: ZKM 2005.
  • Georg und der Drache. Mit Ill. v. Giovanni Manna. Zürich: Bohem 2005.
  • Der grüne Fuchs. Eschbach: Am Eschbach 2007.
  • Das Märchen vom Dichter und der Maus. Eschbach: Am Eschbach 2011.
  • Das Sonnengeheimnis. Mit Ill. v. Yvonne Hoppe-Engbring. Eschbach: Am Eschbach 2018.
  • Komm nur herein! Mit Ill. v. Lihie Jacob. Zürich: Atlantis 2018.
Max Bolligers goldener Fisch im Sonnengeheimnis (Verlag am Eschbach 2018)

Max Bolligers goldener Fisch im Sonnengeheimnis (Verlag am Eschbach 2018)

Sekundärliteratur und andere Quellen

  • Bauer, Christoph W. [u. a.]: Der Hund. Von Max Bolliger. In: Durch Nacht und Wind. Eine Buchklub-Literaturmappe. Wien: Österreichischer Buchklub, 2017, S. 2 ff.
  • Bolliger, Max: … über sich selbst. In: Max Bolliger: Stummel, das Hasenkind. Zürich: SJW, Leseheft Nr. 1843, 1989, S. 28 ff.
  • Bolliger, Max: Biographisches. Hdschr. unveröff. Privat-Manuskript 1994.
  • Bolliger, Max: Wer bin ich und wer bist du? In: Heidi Brosche/Antje Szillat (Hrsg.): Wie der Löwe ins Kinderbuch flog. Neureichenau: edition zweihorn 2011, S. 28.
  • Gärtner, Hans: Katholischer Kinderbuchpreis. In: Lesen ist so schön wie träumen. 1. Almanach der KJL. München: Domino 1983, S. 227 ff.
  • Gärtner, Hans: Katholischer Kinderbuchpreis. In: lieber lesen. 9. Almanach der KJL. Oberursel: Neuer Finken, S. 318 ff.
  • Gärtner, Hans: Vertrauen in die eigenen guten Kräfte. In: Volkacher Bote Nr. 83, S. 2-3.
  • Gärtner, Hans: Sehnsucht, die er meinte. Versuch einer Annäherung an den Lyriker Max Bolliger (1929–2013). In: Claudia Maria Pecher/Kurt Franz/Mirjam Burkard (Hrsg.): „Was die weißen Raben haben“. Gedichte für Kinder und Jugendliche von 1945 bis heute. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren 2016, S. 149-166.
  • German-Müller, Ursula: „Von Wort zu Wort taste ich vor“. In: Die Geschichte des weisen Nathan. Festgabe zum 80. Geburtstag von Max Bolliger. Zürich: Lehrmittelverlag des Kantons Zürich, S. 21-26.
  • Grey, Noel: Für Toleranz – Die Geschichten von Max Bolliger. In: Zürcher Magazin (1993), H. 4, S. 54-63.
  • Jooß, Erich: Max Bolliger, Eine Hirtenlegende. In: Erich Jooß (Hrsg.): Geschichten von Hirten, Heiligen und Narren. Freiburg: Herder 1983, S. 21.
  • Meier-Hirschi, Ursula: Max Bolliger – Der Dichter, der für Kinder schreibt. In: Jugendliteratur, Cham/Schweiz (1994), H. 6, S. 16-18.
  • Roth, Heidi: … und noch ein paar Fragen. In: Max Bolliger: Stummel, das Hasenkind. Zürich: SJW, Leseheft Nr. 1843, 1989, S. 26 f.