Susan Kreller

1977 in Plauen geboren
Schriftstellerin im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur

Regina Jooß M. A.
veröffentlicht am 26.02.2023

 

1 Biogramm

Susan Kreller wurde 1977 im vogtländischen Plauen geboren. Sie studierte Germanistik und Anglistik in Leipzig und Dublin und promovierte 2006 über deutschsprachige Übersetzungen englischer Kinderlyrik. Außerdem verfasste sie zahlreiche Kurzgeschichten für Erwachsene, arbeitete als Lektorin und Journalistin und schrieb Radio-Texte. 2013 war Susan Kreller mit ihrem ersten Jugendroman Elefanten sieht man nicht für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Ein Jahr später stand auch die von ihr herausgegebene Lyrikanthologie Der beste Tag aller Zeiten. Weitgereiste Gedichte auf der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis. Von Susan Kreller selbst verfasste Gedichte erschienen und erscheinen immer wieder in Anthologien. Den Deutschen Jugendliteraturpreis gewann sie 2015 in der Sparte Jugendroman für Schneeriese, die Geschichte über den unglücklich in seine Freundin aus Kindertagen verliebten Adrian. Mit dem 2017 erschienenen Roman Pirasol widmete sich Susan Kreller wieder der Literatur für Erwachsene. 2019 folgte das 2020 mit dem Katholischen  Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnete und für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierte Jugendbuch Elektrische Fische, 2022 der Jugendroman Hannas Regen.

 

2 Überblick über das Werk

2.1 Lyrik

Die Beschäftigung mit Lyrik zieht sich bei Susan Kreller wie ein roter Faden von ihrem Studium und ihren literarischen Anfängen bis in die Gegenwart. Bereits in ihrer Habilitation 2006 widmete sie sich deutschsprachigen Übersetzungen englischer Kinderlyrik. 2014 erschien die von ihr herausgegebene, viel beachtete Anthologie mit neu von Henning Ahrens und Claas Kazzer aus dem Englischen übersetzten Kindergedichten Der beste Tag aller Zeiten. Weitgereiste Gedichte. Diese lyrische Schatzkiste schaffte es als einer der wenigen Gedichtbände auf die Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis. Neben ihrer Tätigkeit als Lyrik-Vermittlerin verfasst Susan Kreller immer wieder eigene Gedichte, von denen viele in Sammlungen erschienen sind. Darin geht sie oft von ganz alltäglichen Kindheitserfahrungen aus, die sich schon bald ins Ungewöhnliche, Absurde oder Fantastische wandeln.

Geräusche, nachts

Wenn ich nachts im Dunkeln liege,
schlaflos meine Daumen biege,
tropft aus unserm Wasserhahn
schönster süßer Sauerrahm.

Ein Kind kann nicht schlafen und hört das Tropfen des Wasserhahns, doch was da tropft ist „süßer Sauerrahm“. In die gewohnten Alltagserfahrungen schleicht sich kaum merklich das Fantastische und Absurde.

2.2 Spielerische Prosa für Kinder – realistische Romane für Jugendliche und Erwachsene

Das Fantastische prägt auch Krellers Prosatexte für jüngere Kinder. Für die Zeitschrift Gecko sowie für verschiedene Rundfunkformate, wie zum Beispiel die Sendung Ohrenbär des RBB, verfasste Susan Kreller Texte für Kinder, in deren Zentrum meist Tierfiguren oder Fabelwesen stehen. Auch die kleinen Abenteuer des sympathischen Monsters Schlinkepütz gehören in diesen Kontext.

Ganz anders als bei den kürzeren Texten für Kinder handelt es sich bei Susan Krellers Jugendromanen um realistische Geschichten, in denen es um ernste Themen geht und in denen sowohl die jugendlichen Protagonistinnen und Protagonisten als auch die Leserinnen und Leser ernst genommen werden. Das zeigt sich bereits an Elefanten sieht man nicht von 2012. Hier sind es nicht die Erwachsenen, die den beiden Opfern von Missbrauch zu helfen versuchen. Vielmehr ist es die jugendliche Ich-Erzählerin Mascha, die einen waghalsigen Rettungsversuch für die Kinder unternimmt – und damit zumindest das Schweigen der Erwachsenen durchbricht.

So wie Mascha stehen auch die Protagonistinnen und Protagonisten der anderen Jugendromane von Susan Kreller meist allein da. Adrian aus Schneeriese kämpft allein für seine große Liebe aus Kindheitstagen, Emma findet sich in Elektrische Fische allein in der als fremd und unwirtlich empfundenen Umgebung eines ostdeutschen Dorfes wieder, und in Hannas Regen versucht Josefin ganz auf sich gestellt herauszufinden, was mit ihrer neuen Mitschülerin nicht stimmt, dass die nicht einmal auf den eigenen Namen reagiert.

Allein ist auch Gwendolyn, die Protagonistin von Pirasol, des 2017 erschienenen Romans für Erwachsene. Bei ihr ist dieses Alleinsein bestimmend, es ist gesteigert zu einer allumfassenden Einsamkeit, die mit Machtlosigkeit und dem Gefühl des Ausgesetztseins einhergeht. Erst ganz am Ende ihres Lebens gelingt es Gwendolyn, sich daraus zu befreien, indem sie laut wird und zum ersten Mal in ihrem Leben ihre Stimme auskostet, „die ihr gegeben wurde und die noch funktioniert.“

 

3 Rezeption

Susan Kreller wurde mit zahlreichen wichtigen Preisen ausgezeichnet, ihre Werke werden von der Kritik begeistert aufgenommen. Leserinnen und Leser aller Altersstufen schätzen ihre einfühlsam und genau erzählten Geschichten und die Gewalt ihrer sprachlichen Bilder.

Dennoch gibt es zu ihren Texten bislang noch wenig Forschungsliteratur, was sich in der Zukunft aber sicherlich ändern wird.

 

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

  • Elefanten sieht man nicht. Hamburg: Carlsen 2012.
  • (Hrsg.): Der beste Tag aller Zeiten. Weitgereiste Gedichte. Aus dem Engl. von Henning Ahrens und Claas Kazzer. Mit Ill. von Sabine Willharm. Hamburg: Carlsen 2013.
  • Hamburg: Carlsen 2015.
  • Schlinkepütz, das Monster mit Verspätung. Mit Ill. von Sabine Büchner. Hamburg: Carlsen 2016.
  • München: Berlin Verlag 2017.
  • Elektrische Fische. Hamburg: Carlsen 2019.
  • Hannas Regen. Hamburg: Carlsen 2022.

Sekundärliteratur/Sonstige Quellen

  • Kreller, Susan: Englischsprachige Kinderlyrik. Deutsche Übersetzungen im 20. Jahrhundert. Bern: Peter Lang 2007.
  • Magel, Eva-Maria: Dreizehn Millionen Arten, den Regen zu beschreiben. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.10.2022 [letzter Aufruf: 02.02.2023].
  • Preisbuch 2020: Susan Kreller – Elektrische Fische. In: dbk.de [letzter Aufruf: 02.2023].
  • Spreckelsen, Tilman: Der letzte Gruß ist edelbitter. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.08.2017 [letzter Aufruf: 03.02.2023].
  • Vach, Karin und Gina Weinkauff (Hrsg.): Susan Kreller, Martina Wildner. Heidelberger Kinderliteraturgespräche 2015. München: kopaed 2016.