Klaus Marschall

geboren am 20. Juli 1961 in Augsburg
Inhaber und Leiter der Augsburger Puppenkiste, Regisseur, Autor, Sprecher

Fred Steinbach
veröffentlicht am 27.01.2021

 

1 Herkunft und Ausbildung

Klaus Marschall

Klaus Marschall (Foto: © Privat)

Klaus Marschall wurde als zweiter Sohn von Hannelore Marschall-Oehmichen und Hanns J. Marschall geboren. Seine Mutter war die Tochter von Rose und Walter Oehmichen, den Gründern der Augsburger Puppenkiste. Sie war später auch die Inhaberin und, zusammen mit seinem Vater, Inhaberin und Leiterin des Augsburger Marionettentheaters. Nach dem Besuch des Jakob-Fugger-Gymnasiums, mit Abschluss der Oberstufenreife, absolvierte er ein Praktikum beim Weilheimer Puppentheater und arbeitete gleichzeitig als Aushilfe bei der Augsburger Puppenkiste. Ebenso erhielt er eine Sprecherausbildung bei Anne Marks-Rocke in Hamburg. Von 1978 bis 1980 wurde er zum Schauwerbegestalter, mit Gesellenprüfung, ausgebildet. Nach der Absolvierung seines Wehrdienstes arbeitete er ab 1983 fest als Puppenspieler bei der Augsburger Puppenkiste.

 

2 Kindheit im Theaterumfeld

Schon früh war Klaus Marschall, ebenso wie sein drei Jahre älterer Bruder Jürgen, Teil des familiären Theateralltags. Jürgen lieh in der ersten Schwarz-Weiß-Verfilmung von Jim Knopf diesem seine kindliche Stimme, und Klaus bewegte schon früh, als Hilfe bei Dreharbeiten, das berühmte Plastikfolienmeer.

Im Alter von nur 12 Jahren sammelte Klaus Marschall erste Erfahrungen als Theaterleiter. Gemeinsam mit einigen Freunden gab er mit der kleinen Marionettenbühne, die sein Großvater Walter Oehmichen einst für seine Töchter gebaut hatte, einige Vorstellungen vor Publikum. Die Einnahmen der Vorführungen Onkel Poppoff und die Weihnacht der Tiere spendeten die jungen Puppenspieler der Aktion Sorgenkind. Die Spende der Jungen wurde in der TV-Sendung am Ostersonntag des Jahres 1974 als Kinderspende des Monats gewürdigt und Klaus Marschall und sein Team ins Studio eingeladen, um einen Ausschnitt aus Onkel Poppoff und die Regenjule zu spielen. So kam der spätere Leiter der Augsburger Puppenkiste zu seinem ersten TV-Auftritt.

Es konnte gar nicht ausbleiben, dass der Theateralltag auch das familiäre Leben des jungen Klaus Marschall bestimmte: der Großvater als Theaterleiter und Regisseur, die Großmutter als Kostümbildnerin und Sprecherin, der Vater als Puppenspieler, Regisseur und Sprecher, die Mutter als Puppenschnitzerin und Puppenspielerin. Das Theater war immer zugegen. Auch bei den TV-Produktionen war er immer als Hilfe anwesend, lernte auch früh kleine Rollen als Puppenspieler zu spielen. Zudem half er beim Dekorationsbau.

 

3 Zurück im Theater und Übernahme von mehr Verantwortung

Nach seiner Lehre und der Absolvierung des Wehrdienstes kehrte Klaus Marschall 1983 fest als Puppenspieler in das elterliche Theater zurück. Dort wurde er recht schnell auch innerhalb des Ensembles als vollwertiger und versierter Puppenspieler anerkannt. Ebenso wirkte er dann schon als Sprecher und Puppenspieler bei den jährlichen TV-Produktionen mit. Nach und nach wurde er dann aber von der Familie vorbereitet auf die Nachfolge in der Theaterleitung, die seine Eltern noch innehatten. Im Jahre 1992 übernahm er die Leitung des Theaters, und dies in einer sehr schwierigen Zeit. Es zeichnete sich ab, dass sich die Zusammenarbeit mit dem Hessischen Rundfunk immer schwieriger gestaltete. Im Jahr 1994 wurde diese, seit 35 Jahren bestehende Kooperation beendet. Für Klaus Marschall galt es damit auch eine große finanzielle Lücke zu schließen, da die Produktionen für die Fernsehanstalten doch einen hohen Anteil am gesamten Erlös des Familienunternehmens hatten.

In diesen Jahren warteten noch weitere große Aufgaben auf den neuen Theaterleiter. Das Theater musste umgestaltet, umgebaut werden, denn der große Traum seiner Mutter, eine Heimat für die mehrere tausend, weitestgehend von ihr geschnitzten Puppen zu finden, sollte verwirklicht werden. Damit war auch der Familienbetrieb auf breitere Beine zu stellen. All dies gelang Klaus Marschall. Das Theater wurde, im Stammhaus Spitalgasse, komplett neu gebaut, modernisiert und vergrößert. Im Jahre 2000 wurde die neue Spielstätte eingeweiht. Und nur ein Jahr später eröffnete das Museum „Die Kiste“. Es gilt heute als eines der am besten besuchten privaten Museen Deutschlands.

Aus dem Familienbetrieb seiner Eltern schuf Marschall ein mittelständisches Unternehmen mit bis zu 80 Mitarbeitern. Dazu gehören, neben dem Theater und dem Museum, ein Bistro, ein Shop und ein Onlineshop, eine Lizenzagentur sowie eine eigene Medienproduktionsgesellschaft.

Neben dieser unternehmerischen Leistung vernachlässigte Klaus Marschall allerdings nie die künstlerischen Ambitionen des Theaters, das die Grundlage blieb und bleibt. Hier lief er keinerlei modischen Strömungen hinterher, sondern führte, sehr bewusst, die Tradition seiner Großeltern und Eltern fort. Seit 2013 ist er alleiniger Inhaber der Augsburger Puppenkiste. Er ist verheiratet und hat drei Kinder, von denen zwei auch schon länger im Theater mitarbeiten.

Seit 1948 wurden bis zum 30. Juni 2020 in der Spitalgasse 24.080 Vorstellungen gegeben, die von 5.216.023 Zuschauern besucht wurden. Nach der Tagesschau ist die Augsburger Puppenkiste das älteste deutsche Fernsehprogramm. Insgesamt sind über die Jahre mehr als 1.200 TV-Produktionen entstanden.

 

4 Bibliografie / Filmografie

Auszeichnungen und Preise

  • 1981: Bayerischer Poetentaler
  • 1995: Gold und Platin CD für Dolls United Eine Insel mit 2 Bergen
  • 1997: Bayerischer Filmpreis für Monty Spinneratz
  • 1998: Platin für Videos Jim Knopf
  • 2000: Goldener Telix
  • 2000: Diverse Goldene DVDs
  • 2001: Nominierung Adolf-Grimme-Preis für Lilalu im Schepperland
  • 2001: Beste Reihen und Serien
  • 2004: Goldene Kamera
  • 2013: Großer Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur
  • 2014: Schwäbischer Lindwurm
  • 2014: Politikaward für Kampagnen öffentlicher Institutionen zusammen mit der Knappschaft Bahn-See

Regie

  • 1990: Dornröschen
  • Seit 2001: jährliches Kabarett
  • 2004: Augusta KASPERLicorum
  • 2005: Kabarett der Puppen
  • 2005: Don Giovanni und der steinerne Gast
  • 2006: Augusta Mozarteum
  • 2006: Poesie des Staunens, 24 Folgen
  • 2007: Augusta Familiares: Mit dem Kasperl durch Bayerisch-Schwaben
  • 2009: Urmels große Reise
  • 2012: Rettet die Retter: Abenteuereinsatz im Land der Helfer, gemeinsam mit Judith Gardner
  • 2014: Die Weihnachtsgeschichte

Drehbuch

  • ab 2005: Ralphi, 138 Folgen, gemeinsam mit Thomas Kern
  • 2005: Don Giovanni und der steinerne Gast
  • 2009: Urmels große Reise, Buch nach Motiven von Max Kruse
  • 2014: Die Weihnachtsgeschichte, gemeinsam mit Judith Gardner

Sprecher

  • seit 1995: Augsburger Kasperl

Theater | Jahr: Titel (Rolle/n)

  • 1970: Das Mondgesicht (Einer der drei Spatzen)
  • 1973: Der gestiefelte Kater (Fritz, ein Küchenjunge)
  • 1984: Wie das Eselchen das Christkind suchte (Kuckuck, Dachs)
  • 1987: Schneewittchen und die sieben Zwerge (5. Zwerg)
  • 1988: Aladin und die Wunderlampe (Besra, Straßenjunge)
  • 1989: Der gestiefelte Kater (2. Bauer)
  • 1998: Rumpelstilzchen (Kasperl)
  • 2001: Dornröschen (Diener)
  • 2009: Urmels große Reise (Wawa)
  • 2013: Der Zauberer von Oz (2. Munchkin)
  • 2017: Die Bremer Stadtmusikanten (Büx, ein ängstlicher Räuber)

Film | Jahr: Titel (Rolle/n)

  • 1967: Der Räuber Hotzenplotz (junger Theaterbesucher)
  • 1970: Kleiner König Kalle Wirsch (Erdmännchenvolk)
  • 1972: Natur und Technik: Ein Magazin für Kinder (Junge mit Fahrrad)
  • 1973: Don Blech und der goldene Junker (Donito)
  • 1974: Sandmännchen: Drachengeschichten (Jürgen)
  • 1985: Kater Mikesch (Schmied, Chor der Holleschitzer, Volk auf Kirchweih)
  • 1986: Schlupp vom grünen Stern (Ein Packerkollege)
  • 1987: Schlupp vom grünen Stern: Neue Abenteuer auf Terra (Bühnentechniker Horst)
  • 1988: Der liebe Herr Teufel (Volk)