Susanne Straßer

geboren 1976 in Erding
arbeitet seit 2003 als freie Illustratorin

Antje Ehmann, M. A.
veröffentlicht am 02.11.2022

 

1 Biogramm

Susanne Straßer hat zwei Kinder und lebt mit ihrer Familie in München. Nach einer einjährigen Ausbildung an einer Zeichenschule, einem Studium Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Illustration an der Fachhochschule München und einem anschließenden Masterstudium am ‚Central Saint Martins College’ in London arbeitet sie nun bereits seit fast zwanzig Jahren als Illustratorin und hat vor allem mit ihren zahlreichen Pappbilderbüchern großen Erfolg – sowohl bei der Kritik als auch beim jungen Publikum. „Dass die Kinder Spaß an meinen Büchern haben ist für mich das A und O. Sie sollen Freude an der Sprache und den Lautmalereien haben, an dem sich wiederholenden, rhythmischen Text, den sie meist schnell selbst mitsprechen können und natürlich auch am Inhalt der Geschichte – mit seinen überraschenden Wendungen, der Auflösung und dem Happy-End.“ Dieses ehrliche Interesse und die warmherzige Zugewandtheit ist prägend für ihr bisheriges Werk und macht in Kombination mit ihren künstlerischen Fähigkeiten auch seine Qualität aus.

 

2 Überblick über das Werk

2.1 Der Beginn

Bereits ihre Diplomarbeit Wenn Gwendolin nachts schlafen ging wurde im Antje Kunstmann Verlag veröffentlicht – ein Buch für Erwachsene. Nach einem Messebesuch auf der Internationalen Kinderbuchmesse in Bologna war ihr klar, dass sie Illustratorin werden wollte. Susanne Straßer arbeitet seither für mehrere Kinderbuchverlage. Auch wenn sie sehr oft für die Texte verantwortlich ist, die immer auch im engen Austausch mit der jeweiligen Lektorin entstehen, sieht sie sich selbst in erster Linie als Illustratorin. Titel wie Flederhase Flatterpferd, Dackel Franz sucht seinen Schwanz oder Ein neuer Stern (leider beide vergriffen) – zu einer Geschichte von Marjaleena Lembcke – erscheinen bei der Edition Nilpferd im G & G Verlag. Sie illustriert für den Boje Verlag einen Lyrikband, für den Tulipan Verlag einen Kinderroman oder für Carlsen ein Pixi-Buch.

2.2 Pappbilderbücher

Angeregt durch die Begegnung mit anderen Pappbilderbüchern, die sie ihren beiden Söhnen vorliest, findet sie zu ihrer Königsdisziplin. Die Zusammenarbeit mit dem Peter Hammer Verlag in Wuppertal wird überaus erfolgreich. Ihre Pappen werden in zahlreiche Sprachen übersetzt, stehen auf Auswahllisten und bekommen diverse Preise. Meist plant sie etwa drei Monate für ein Buch ein. Dabei sind einige Gemeinsamkeiten des Erfolgsrezeptes von So weit oben, Fuchs fährt Auto oder Kann ich bitte in die Mitte? zu erkennen. Immer dasselbe, geschlechtsneutrale Kind als Identifikationsfigur gibt es, abgesehen davon spielen diverse Tiere die Hauptrollen. Jede Geschichte hat eine klare Dramaturgie, Veränderung und Bewegung sind wesentlich und die Requisiten werden ideenreich in die Geschichte eingebunden. Deren Pointe sitzt und Susanne Straßer spielt stets etliche Varianten durch, bevor sie sich für ein Ende entscheidet. „Die Figuren zeichne ich erst realistisch um dann zu reduzieren. Dabei ist mir die Mimik sehr wichtig.“ Außerdem gibt es oft eine kleine Nebengeschichte, die die Kinder anregt, ganz genau zu schauen.

2.3 Philosophisches für Kinder

Neben den Pappbilderbüchern – gerade ganz neu erschienen Suppe ist fertig! – reiht sich die Münchner Illustratorin u. a. in die philosophischen Bilderbücher des Mixtvision Verlages ein. Vor allem für Workshops mit Grundschulkindern eignet sich das Erzählbilderbuch Als die Schweine ins Weltall flogen oder für Denkanstöße und Veranstaltungen in Bibliotheken. Auch hier geht es wieder um die Verankerung im Kinderalltag mit dem Bezug zum Fantastischen. 12 Begriffe – Farbe, Körper, Freund, Quatsch – zu denen sich Susanne Straßer auf je einer Doppelseite jede Menge hat einfallen lassen. Sie hat Kinder direkt gefragt und wollte auch unbedingt, dass Kinder auf den Seiten zu sehen sind. In Kombination mit den Ausmalbildern, die der Verlag kostenfrei zur Verfügung stellt, ist eine Veranstaltung sogleich denkbar.

2.4 Extras: Musical, Plakate, Verfilmung

Susanne Straßers Kinderbücher regen auch andere Künstler zu Bearbeitungen an. Ihr Bilderbuch Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte wurde 2013 verfilmt. Außerdem gibt es ein Hörspiel nach dem Kinospielfilm zum Kinderbuch und mehrere Bearbeitungen für die Bühne. Ein Buch, das ihr sehr am Herzen liegt, da sie als Kind von ihrer Oma Grimms Märchen geschenkt bekommen hat. Zum Pappbilderbuch So weit oben gibt es einige Figurentheater, die den Stoff für die Bühne bearbeitet haben und im Rahmen der Münchner Bücherschau Junior gab es aus dem Werk Als die Schweine ins Weltall flogen an 180 Litfaßsäulen in München Plakate zu sehen!  Außerdem illustriert sie immer mal wieder für Gecko, die Bilderbuchzeitschrift.

2.5 Technik

Susanne Straßer arbeitet mit handwerklichen Techniken wie Zeichnung und Monotypie in Kombination mit digitaler Weiterbearbeitung. Bei der Monotypie handelt es sich um einen Einmaldruck, bei dem die schwarzen Konturen der Figuren entstehen. Eine Glasplatte wird mit Farbe eingewalzt, auf die feuchte Seite wir dann ein Papier aufgelegt und dann auf die Rückseite gezeichnet. Diese drückt sich dann bei diesem ‚Abklatschverfahren‘ auf das Papier ab und so entsteht der leicht körnige, unregelmäßige Strich. Zusätzlich fügt Straßer dann noch einzelne Collageelemente hinzu – so etwa bei Der Wal nimmt ein Bad den dezent gemusterten Badezimmerboden.

 

3 Rezeption, Preise und Ausstellungen

Talent und Handwerk haben ihr zahlreiche Ausstellungen beschert (u. a. 2007 und 2011 Teilnahme an der Biennale der Illustration Bratislava, „Augen zu, Augen auf! – Die Nacht im Bilderbuch“, Gasteig München 2018) und großen Erfolg bei den Kindern. Vor allem der auch in Deutschland unbedingt nachahmenswerte Schweizer Preis Prix  P’tits Momes in Genf für So müde und hellwach 2019 – von 2–4 jährigen Kindern gewählt – ist in dieser Hinsicht erwähnenswert. Gleich vier mal sind ihre Pappen auf dem Leipziger Lesekompass zu finden. Und 2019 hat sie für Der Wal nimmt ein Bad den 2. Troisdorfer Bilderbuchpreis erhalten.

 

Literaturverzeichnis

Primärliteratur (Auswahl chronologisch)

  • Eva Schatz: Flederhase Flatterpferd. St. Pölten, Salzburg: Residenz 2007.
  • Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte. Rostock: Hinstorff 2010.
  • Antonie Schneider: Herr Glück & Frau Unglück. Stuttgart: Thienemann 2013.
  • So weit oben. Wuppertal: Peter Hammer 2014.
  • Petra Postert: Nebenan die Wildnis. München: Tulipan 2016.
  • So müde und hellwach. Wuppertal: Peter Hammer 2017.
  • Sabine Bohlmann: Als die Wolke bei uns wohnte. Berlin: Ueberreuter 2017.
  • Der Wal nimmt ein Bad. Wuppertal: Peter Hammer 2018.
  • Martin Baltscheit: Wenn Gott ein Kaninchen wäre … Freiburg: Herder 2022.

Sekundärliteratur/Sonstige Quellen

  • Nieder, Heike: Der unperfekte Strich. In: JuLit 4/19 (2019), S. 38-40.
  • Ehmann, Antje: 2. Preis Susanne Straßer Der Wal nimmt ein Bad. In: Katalog Troisdorfer Bilderbuchpreis 2019 (2019), S. 30-33.
  • Künstlerin des Monats. In: Eselsohr 5/2022, S. 12.
  • Partsch, Susanna: In: Boesner KUNST+material.
  • Website von Susanne Straßer [letzter Aufruf: 01.11.2022]
  • Website des Bödecker Kreises über Susanne Straßer [letzter Aufruf: 01.11.2022]