GROSSER PREIS
In Würdigung seines herausragenden Engagements in der Geschichtsvermittlung jüdisch-israelischer Themen erhält der Publizist und Buchautor Prof. Dr. Michael Wolffsohn, einer der bedeutendsten Historiker für deutsch-jüdisch-israelische Beziehungen, den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.
Michael Wolffsohn, 1947 in Tel Aviv geboren, brilliert seit über vier Jahrzehnten mit seinen exzellenten Analysen der Nahost-Politik. Sein Einsatz für die Wissenschaft, Forschung, Politik und Bildungsarbeit verdient höchste Anerkennung, insbesondere in Zeiten wie diesen.
Für seine herausragende Tätigkeit und sein facettenreiches Werk hat er bereits viele Auszeichnungen erhalten, weniger aber ist bisher sein steter Austausch mit jungen Menschen in den Mittelpunkt gerückt worden. Dabei stellt er seine Kenntnisse und Erfahrungen auch in schwierigen Debatten konsequent in den Dienst nachfolgender Generationen und für ein gelingendes Miteinander in einer global zu denkenden Gesellschaft. Dafür engagiert er sich nicht nur in Wissenschaft, Forschung und Politik, sondern auch in unzähligen Auftritten auf Podien, Lesungen in Schulen, Büchereien und Bildungseinrichtungen nah am Menschen. Hinzu kommen Statements, Interviews und Artikel in Tageszeitungen, Zeitschriften oder auditiven wie visuellen Medien.
Überdies ist er Verfasser zahlreicher Lehr- und Geschichtsbücher über Israel, seiner Geschichte, Religion, Politik und Gesellschaft, zu Judentum und Christentum im Dialog ebenso wie zu Weltkonflikten und Friedenskonzepten. Besonders eindrucksvoll sind sein sehr eloquentes Auftreten und sein faktensicherer historischer Zugang zu aktuellen Entwicklungen und Geschehnissen, ohne dabei ein vom Glauben erfülltes Verständnis für Mensch und Welt aus den Augen zu verlieren.
Sein Umgang mit dem allgemein-historischen, individuell-religiösen sowie privat-menschlichen Erbe und die Verfügbarmachung all seiner Ressourcen zugunsten einer besseren Gesellschaft und Zukunft für die Jugend verdienen unseren größten Respekt.
Hier sind neben seiner jahrzehntelangen Lehrtätigkeit an Universitäten im In- und Ausland, zuletzt an der Universität der Bundeswehr in München, und seiner Bereitschaft zu zahlreichen Vorträgen, Fort- und Weiterbildungen in Lehrerakademien und Verbänden, u. a. auch der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, ebenso die Förderung und Etablierung von Lern- und Kunstwerkstätten so z. B. in der Gartenstadt Atlantic (Berlin), gemeinsam mit seiner Ehefrau Rita Wolffsohn, zu nennen.
Die Tatsache, dass er nicht nur Einblicke in seine eigene Familiengeschichte gibt, etwa in dem Bestseller Deutschjüdische Glückskinder. Eine Weltgeschichte meiner Familie (dtv 2018), sondern diese auch als Buch für Kinder, Wir waren Glückskinder – trotz allem (dtv 2021), verfügbar macht, zeigt, wie wichtig ihm der Dialog zwischen Kindern und Erwachsenen ist. Außerdem stellt er sich damit in eine bewährte kinder- und jugendliterarische Praxis, Ausgaben für Erwachsene für junge Leserinnen und Leser zu adaptieren. Das Verbindende des jüdisch-christlichen Erbes ist ihm dabei ein besonderes Anliegen. Zuletzt hat er dies gemeinsam mit Henning Schroedter-Albers in einer Weihnachts-Haggadah (Sankt Michaelsbund 2023), einem Lese- und Liederbuch für Familien, unter Beweis gestellt. Dieses Zusammenspiel aus Bibeltexten, Kommentaren zur Weihnachtsgeschichte und Weihnachtsliedern wird 2024 zum dritten Mal in der Kreuzkapelle von Sankt Michael in München in Kooperation mit der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur zur Aufführung gebracht.
Mit seinem Standardwerk Eine andere Jüdische Weltgeschichte (Herder 2022) gibt er Eltern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Interessierten grundlegendes Wissen zur Geschichte und Theologie des Judentums, über jüdische Kultur und Wirtschaft sowie jüdisches Sozialleben an die Hand – gegen Antisemitismus und falsch kolportierte Schulweisheiten.
Insbesondere seit dem terroristischen Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel und der rasant gestiegenen antisemitischen Ausfälle gegen Jüdinnen und Juden auch hier in Deutschland setzt er all seine Kraft daran, konsequente Aufklärungs- und Bildungsarbeit mit dem Ziel eines gelingenden Miteinanders zu leisten.
Anlässlich der Vergabe des Großen Preises 2024 an Michael Wolffsohn hat die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur unter dem Titel Hallo, ich bin Jude! (Sankt Michaelsbund 2024) für ihren Preisträger als Festgabe und Dank für seinen großen Einsatz einen Sammelband ausgewählter aktueller Texte aus seiner Feder zu kontroversen jüdisch-israelischen Themen herausgegeben. Mitgewirkt haben zahlreiche Zeitungen sowie Verlage. Die Texte eignen sich als Diskussionsgrundlage für den faktensicheren und schnellen Einsatz in Schulen, Büchereien und Bildungshäusern.
Das Bändchen wird am 7. März 2024 – fünf Monate nach dem furchtbaren Anschlag auf Israel – im Rahmen der Münchner Bücherschau junior erstmals präsentiert. Weitere Lesungen mit Michael Wolffsohn sind im Lauf des Jahres geplant (zu unseren Veranstaltungen).
Die Preisverleihung findet am 22. November 2024 statt. Stifterin des Großen Preises in Höhe von 5.000 Euro ist im Jahr 2024 die Unterfränkische Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken.
2023: Mehrdad Zaeri
In Würdigung seines umfassenden und vielseitigen kinderliterarischen Schaffens erhält Mehrdad Zaeri, einer der wichtigsten und einflussreichsten Illustratoren der Gegenwart, den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.
Mehrdad Zaeri, 1970 im iranischen Isfahan geboren, zählt seit knapp zwei Jahrzehnten zu den vielseitigsten und produktivsten Illustratoren in Deutschland: Seine Illustrationen, für die er bereits vielfach ausgezeichnet wurde, finden sich in Kalendern, Aphorismen- und Anekdotenbänden ebenso wie in deutschen und arabischen Märchenbüchern, in Erzählungen für Kinder und phantastischen Romanen für Jugendliche und nicht zuletzt natürlich in
zahlreichen Bilderbüchern. Kaum weniger eindrucksvoll gestaltet sich die Liste der Autorinnen und Autoren, mit denen Mehrdad Zaeri im Laufe der Jahre zusammengearbeitet hat, darunter Cornelia Funke, Rafik Schami, Anja Tuckermann und nicht zuletzt mit Mehrnousch Zaeri-Esfahani, seiner jüngeren Schwester, die als Lyrikerin und Autorin in Erscheinung getreten ist. Ihre 2016 erschienenen autobiografischen Texte Das Mondmädchen sowie 33 Bogen und ein Teehaus, die sich beide mit Familien auf der Flucht aus dem Iran und dem Leben in der neuen Heimat Deutschland beschäftigen, hat Mehrdad Zaeri mit Illustrationen versehen, so dass hier im weitesten Sinne von zwei Doppelautobiografien zu sprechen ist. Illustriert hat Mehrdad Zaeri aber auch zahlreiche kinderliterarische Klassiker, darunter Märchenbücher der Brüder Grimm, die Neuauflage von Clara Asscher-Pinkhofs Sternkinder (2018) und zuletzt die viel beachtete Neuausgabe von Otfried Preußlers bekanntem Sagenroman Krabat (2023).
Mit seiner Tätigkeit als Illustrator, Künstler und Geschichtenerzähler erfüllt sich Mehrdad Zaeri zugleich einen Lebenstraum, denn schon seit seiner Schulzeit wollte er unbedingt zeichnen und mit seinen Bildern zugleich Geschichten erzählen. Verwirklichen konnte er seine Pläne jedoch erst als junger Erwachsener, denn Mitte der 1980er-Jahre floh die Familie Zaeri aus dem Iran und gelangte über die Türkei und die DDR schließlich in die Bundesrepublik nach Heidelberg, das heißt erst als Jugendlicher lernte Mehrdad Zaeri Deutsch und fasste nach seinem Abitur den Entschluss, Künstler zu werden. Wie viele Autoren und Illustratoren versucht auch Mehrdad Zaeri mit seinen Illustrationen alle Altersgruppen anzusprechen, wichtig ist ihm vor allem, dass seine Bilder Geschichten im Kopf der Betrachterinnen und Betrachter auslösen. Nicht von ungefähr nennt er Friedrich Karl Wächter und Pablo Picasso als seine wichtigsten künstlerischen Vorbilder. Mit ihnen teilt er auch das gesellschaftliche Engagement, das aus vielen seiner Illustrationen spricht: Verfolgung, Flucht, Solidarität und Freiheit sind immer wiederkehrende Themen seiner Illustrationen. Es sind diese Themen, seine künstlerische Vielseitigkeit, aber auch seine enge Zusammenarbeit mit anderen Autorinnen und Autoren, die Mehrdad Zaeri zu einem der produktivsten und wichtigsten Illustratoren der Gegenwart haben werden lassen.
Stifterin des GROSSEN PREISES in Höhe von 5.000 Euro ist im Jahr 2023 die Unterfränkische Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken. Die Akademie Faber-Castell überreicht einen „perfekten“ Bleistift.
Die Preisverleihung findet am 17. November 2023 in Volkach statt.
Mehrdad Zaeri
Foto: Christina Laube
2022: Willi Weitzel
In Würdigung seines umfassenden und vielseitigen kindermedialen Schaffens erhält Willi Weitzel, einer der erfolgreichsten Reporter der deutschen Kindermedienlandschaft, den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.
Willi Weitzel, 1972 in Marburg an der Lahn geboren, hat mit seiner Reportagereihe Willi wills wissen deutsche Fernsehgeschichte geschrieben. Nach einem Studium der Fächer Religion, Deutsch und Erdkunde für das Lehramt an Hauptschulen wechselte Willi Weitzel zum BR. Dort hat er mit über 180 Folgen der Reportagereihe Willi wills wissen nicht nur Trends in der medialen Vermittlung von Sachwissen gesetzt, sondern wurde zu einem der bekanntesten Gesichter des deutschen Kinderfernsehens. Willi Weitzel hat sich durch alle Lebensbereiche für Kinder gefragt. Fragend die Welt zu erforschen ist für Willi Weitzel nicht nur ein berufliches Anliegen, sondern ein Lebensmotto. Es folgten weitere Sendeformate wie Willis VIPs, Willis Quiz Quark Club, Gute Frage, nächste Frage, Willi wills wissen A-Z. Die bunte Buchstabenrevue, Ein guter Grund zu feiern und Gut zu wissen. Mit Willi und die Wunder dieser Welt (2009) und Willi und die Wunderkröte (2022) ist er im Kino und mit Willis wilde Wege als Berichterstatter über seine Abenteuer in Live-Programmen zu sehen. Dafür hat er vielfältige Auszeichnungen erhalten.
Mit seiner Firma Welterforscher Film und so weiter produziert und managt er seine Projekte. Auch ist er für die Sternsinger seit 2013 auf der ganzen Welt von Tansania (2013) über Indien (2018) bis in die Ukraine (2021) unterwegs, um nur ein paar wenige Stationen zu nennen. Humanitäre Hilfe und soziales Engagement sind ihm insbesondere in den Bereichen Anti-Rassismus, Trauerarbeit, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung wichtige Anliegen. Insgesamt setzt er sich auf vorbildliche Weise für die Förderung von Informations-, Medien- und Sozialkompetenz bei Kindern ein. Mit Willi macht Schule berichtet er überdies zu unterschiedlichen Lehrplanthemen für den Schulunterricht. Aber auch für den auditiven Genuss sorgt Willi Weitzel mit seinen Konzerten zu Peter und der Wolf, Hänsel und Gretel, Der Nussknacker, Karneval der Tiere sowie zahlreichen CD-/DVD-Produktionen.
Willi Weitzel ist es gelungen, einen einzigartigen medialen Kosmos rund um den Reporter Willi ins Leben zu rufen, der mustergültig für die Entwicklung im deutschen Kindermedienbereich ist.
Stifterin des GROSSEN PREISES in Höhe von 5.000 Euro ist im Jahr 2022 die Unterfränkische Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken.
Die Preisverleihung findet am 18. November 2022 in Volkach statt.
Willi Weitzel
Foto: Welterforscher Film
2021: Franz Hohler
In Würdigung seines umfassenden und vielseitigen kinderliterarischen Schaffens erhält Franz Hohler, einer der bedeutendsten Schweizer Schriftsteller, Kabarettisten und Liedermacher der Gegenwart, den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.
Franz Hohler, 1943 im schweizerischen Biel geboren, zählt seit über vier Jahrzehnten zu den vielseitigsten und produktivsten Schweizer Autoren: Sein Werk umfasst neben zahlreichen Werken für Kinder auch Kurzgeschichten, Romane, Gedichte, Kabarettprogramme und Hörbücher für Erwachsene. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass der Autor Hohler auch ein begnadeter Musiker ist, der mehrere Instrumente beherrscht und sich zu seinen Kabarettprogrammen musikalisch oftmals auch selbst begleitet.
Dabei hatte Franz Hohler wohl ursprünglich keine Schriftstellerkarriere ins Auge gefasst, denn nach Abschluss der Schule studierte er zunächst Germanistik und Romanistik an der Universität Zürich. Erste Erfolge als Kabarettist Mitte der 1960er-Jahre überzeugten ihn aber offenbar von einer grundsätzlichen Unvereinbarkeit von Studium und künstlerischem Schaffen; er brach sein Studium ab, um sich ganz der Literatur widmen zu können. 1967 erschien ein erster Band mit Kurzgeschichten, dem in kurzen Abständen schnell weitere Veröffentlichungen folgten. Franz Hohler ist bereits ein renommierter Autor, als er Ende der 1970er-Jahre mit dem fantastischen Roman Tschipo sein kinderliterarisches Debüt gibt. Ein fulminanter Auftakt, denn die Geschichte über den Jungen Tschipo und seine überbordenden Träume wird gleich mehrfach ausgezeichnet, darunter mit einer Nominierung für den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Durch fantastisches Erzählen den Kindern neue (Sprach-)Welten zu eröffnen, stellt von Beginn an ein zentrales Thema in Franz Hohlers kinderliterarischem Schaffen dar. Mit seinen Themen und Texten trifft er offensichtlich den Nerv seiner Leserinnen und Leser, denn in den vergangenen Jahren ist auch Franz Hohlers kinderliterarisches Werk mit wichtigen Literaturpreisen ausgezeichnet worden, darunter der Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis, der Schweizerische Jugendbuchpreis, der Prix Enfantaisie und der Heidelberger Leander.
Franz Hohlers kinderliterarisches Werk zeichnet sich nicht zuletzt auch durch eine große Bandbreite der Gattungen aus, darunter Erzählungen, Kurzprosa und Theaterstücke, vor allem aber Kinderlyrik. Seiner großen Sprachkraft, aber auch der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit anderen Künstlerinnen und Künstlern ist zu verdanken, dass er neben Kindern auch immer Erwachsene zu seinen begeisternden Leserinnen und Lesern rechnen konnte.
Stifterin des GROSSEN PREISES in Höhe von 5.000 Euro ist im Jahr 2021 die Unterfränkische Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken.
Die Preisverleihung findet am 12. November 2021 in Volkach statt. Die Laudatio auf Franz Hohler spricht die Redakteurin, freie Journalistin und Autorin Uta Hartmann-Beth. Die musikalische Gestaltung übernimmt der Gitarrist Johannes Öllinger.
Franz Hohler,
Foto: privat
2020: Heinz Janisch
Still sein und lesen. Das sind schöne Stunden. Man liest – und ist alles gewesen. Man hat nichts gesucht – und hat alles gefunden.
(Wo kann ich das Glück suchen? Jungbrunnen 2015).
So lautet eines der schönsten Gedichte von Heinz Janisch, der im Januar 2020 seinen 60. Geburtstag gefeiert hat. In Würdigung seines umfassenden und vielseitigen kinderliterarischen Schaffens erhält Heinz Janisch, einer der wichtigsten österreichischen Lyriker der Gegenwart, den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.
Heinz Janisch, 1960 im Burgenland geboren, begann schon als Kind damit, Geschichten für Kinder zu schreiben, seine seit dem Ende der 1980er-Jahre erscheinenden zahlreichen Werke, und hier in erster Linie illustrierte Erzählungen und Gedichtbände, wollen bei den Kindern (und auch den Erwachsenen) ein Bewusstsein für die vielen Facetten von Sprache wecken und ihnen zugleich die Scheu vor Gedichten nehmen. Ein Konzept, das offensichtlich von großem Erfolg gekrönt ist, denn in den vergangenen 30 Jahren ist Heinz Janischs Werk mit wichtigen Literaturpreisen ausgezeichnet worden, darunter mit dem Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur, dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis, dem Bologna Ragazzi Award sowie dem Österreichischen Kunstpreis für Kinder- und Jugendliteratur, und zudem – bei Lyrik immer noch eine Seltenheit – in zahlreiche Sprachen übersetzt worden.
In seinen Gedichten und Erzählungen bringt Janisch zeitlose Themen aus der Lebenswelt von Kindern in poetischer Weise zur Sprache: die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Glück, der Traum jemand ganz anderes zu sein, die Bedeutung von Freundschaft, auch zwischen den Generationen, Angst haben und mutig sein, Schutz suchen und Beschützer sein. So breit sich das Spektrum von Heinz Janischs Themen gestaltet, so groß ist auch die Bandbreite der Gattungen: Lyrik und kurze Prosaformen, darunter Kurz- und Kürzestgeschichten, religiöse und biblische Erzählungen, Tiermärchen. Wollte man versuchen, Heinz Janischs Werk auf einen Nenner zu bringen, so wäre es die überbordende künstlerische Gestaltungskraft, die alle seine Texte in einzigartiger Weise auszeichnet. Sie vor allem hat dazu beigetragen, dass Heinz Janisch neben Kindern auch immer Erwachsene zu seinen begeisterten Leser:innen rechnen konnte.
Stifterin des GROSSEN PREISES in Höhe von 5.000 € ist im Jahr 2020 die Unterfränkische Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken.
Der Preis wurde am 20. November 2020 in einer virtuellen Veranstaltung verliehen. Die Laudatio auf Heinz Janisch sprach Arne Rautenberg, Träger des Josef Guggenmos-Preises 2016. Die musikalische Gestaltung übernahm der Gitarrist Johannes Öllinger.
Heinz Janisch,
Foto: © Brigitte Friedrich
2019: Tamara Bach
Eine der bedeutendsten jugendliterarischen Autorinnen unserer Zeit, erhält in Würdigung ihres umfassenden und vielseitigen Schaffens den GROSSEN PREIS der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur: Tamara Bach (Berlin). Ihre seit 2003 erscheinenden Romane, die mittlerweile in zahlreiche europäische Sprachen übersetzt wurden, sind vorrangig den vielfältigen Erscheinungsformen des Heranwachsens gewidmet, der Suche von jugendlichen Akteuren nach einer eigenen Identität in einer modernen Gesellschaft, in der nichts mehr vorgegeben ist, sondern alles individuellen Aushandlungsprozessen unterliegt. Vielfach sind es Mädchen oder junge Frauen, die im Zentrum dieser Identitätsfindungsprozesse stehen, denen immer auch die Gefahr des Scheiterns eingeschrieben ist. Es geht um das Ausloten der eigenen Möglichkeiten wie Grenzen – gegenüber den Peers des eigenen wie des anderen Geschlechts, gegenüber den Eltern wie des Umfelds in seiner Gesamtheit. Literarische Maßstäbe haben die Romane von Tamara Bach aber auch in formaler Hinsicht gesetzt – in der Dominanz der subjektiven, nicht selten auch mehrperspektivischen Erzählverfahren, bei denen die Leser immer zum eigenen Urteil aufgerufen sind, in der Konturierung der komplexen, unverwechselbaren Figuren, in der Abbildung von Universen, die nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen medialen Bezüge, Zitate und Verweise unschwer als die Gegenwart der Leser identifiziert werden können: Jetzt ist hier lautet bezeichnenderweise der Titel einer der Romane.
Dieser große Gestaltungswille, diese künstlerische Ausdruckskraft, zeichnet Tamara Bachs Werke von Beginn an aus, ihren Erstling Marsmädchen ebenso wie Busfahrt mit Kuhn, Was vom Sommer übrig ist oder Marienbilder; stets beschreitet sie neue Wege, erprobt neue Formen. Dabei ignoriert sie ganz offensichtlich den jugendliterarischen Mainstream, was aber dem großen Erfolg ihrer Romane keinen Abbruch tut. Und so prägt Tamara Bach, 1976 in Limburg geboren, mit ihren Werken die deutschsprachige Jugendliteratur in entscheidender und unverwechselbarer Weise. Dafür wurde sie vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis oder dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis.
Stifterin des GROSSEN PREISES in Höhe von 5.000 € ist im Jahr 2019 die Unterfränkische Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken.
Die Preisverleihung fand am 15. November 2019 im Schelfenhaus in Volkach statt. Laudator war Franz Lettner, Chefredakteur der Zeitschrift 1001 Buch (Wien). Die musikalische Gestaltung übernahm der Gitarrist Johannes Öllinger (München).
Tamara Bach,
Foto: © Privat
2018: Uwe-Michael Gutzschhahn
In Würdigung seines umfassenden kinder- und jugendliterarischen Werkes erhält Dr. Uwe-Michael Gutzschhahn (München) den GROSSEN PREIS der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur. Wie kaum ein anderer seiner Generation hat er sich seit nunmehr vier Jahrzehnten in nahezu allen Feldern der Kinder- und Jugendliteratur betätigt: als Lektor und Programmleiter in verschiedenen Kinder- und Jugendbuchverlagen, als Herausgeber von Erzähltext- und Gedicht-Anthologien, als Verfasser von Romanen, Erzählungen und zahlreichen Gedichten, die sich an Leserinnen und Leser aller Altersstufen richten, sowie als begnadeter Übersetzer aus dem Englischen. Die Bandbreite seiner Übersetzungen erstreckt sich von Kinder- und Jugendromanen über Bilderbücher bis hin zu Gedichten. Dabei gestaltet er die Grenzen zur allgemeinen Literatur und den erwachsenen Leserinnen und Lesern stets offen, indem er die formalen und inhaltlichen Grenzen seiner Texte immer wieder aufs Neue auslotet. Er gilt als ein Meister der Sprache, der Sprachreflexion, was er in seinen Übersetzungen, vor allem aber in seinen Gedichten, auf sehr überzeugende Weise unter Beweis stellt. Zu Recht gilt er als eine der wichtigsten kinder- und jugendliterarischen Lyrikstimmen der Gegenwart.
Geboren 1952 im Rheinland, wuchs Uwe-Michael Gutzschhahn in Dortmund auf, studierte Germanistik und Anglistik an der Ruhr-Universität in Bochum und promovierte dort 1978 mit einer Arbeit über den Schriftsteller Christoph Meckel. Im selben Jahr veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband. Bis 2001 arbeitete er neben seiner Autoren- und Editionstätigkeit in verschiedenen Verlagen. Inzwischen konzentriert er sich als Herausgeber, Übersetzer und Autor ganz auf sein literarisches Werk, für das er mehrfach ausgezeichnet wurde, darunter mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis (2006 und 2009) sowie dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis (2011).
Stifterin des GROSSEN PREISES in Höhe von 5.000 € ist im Jahr 2018 die Unterfränkische Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken.
Die Preisverleihung fand am 19. Oktober 2018 im Schelfenhaus in Volkach statt. Laudator war Michael Augustin, Schriftsteller und Rundfunkredakteur (Bremen). Die Journalistin Antje Ehmann moderierte den Abend. Die musikalische Gestaltung übernahmen Johannes Öllinger und Evi Keglmaier (München).
Uwe-Michel Gutzschhahn,
Foto:
© Miriam G. Möllers
Preisträgerinnen und Preisträger (seit 1976)
2024 Michael Wolffsohn
2023 Mehrdad Zaeri
2022 Willi Weitzel
2021 Franz Hohler
2020 Heinz Janisch
2019 Tamara Bach
2018 Uwe-Michael Gutzschhahn
2017 Alois Prinz
2016 Rotraut Susanne Berner
2015 Rafik Schami
2014 Jutta Richter
2013 Klaus Marschall mit der Augsburger Puppenkiste
2012 Lisbeth Zwerger
2011 Peter Härtling
2010 Klaus Ensikat
2009 Gudrun Pausewang
2008 Dr. Kirsten Boie
2007 Nikolaus Heidelbach
2006 Chen Jun
2005 Max Bolliger
2004 Binette Schröder
2003 Renate Welsh
2002 Rudolf Herfurtner
2001 Mirjam Pressler
2000 Max Kruse
1999 Klaus Kordon
1998 Walter Kahn mit der Märchen-Stiftung Walter Kahn
1997 Margret und Rolf Rettich
1996 James Krüss
1995 Käthe Recheis
1994 Arnulf Zitelmann – Aberkannt im Januar 2024 (zur Pressemitteilung)
1993 Hans-Peter Thiel
1992 Josef Guggenmos
1991 Helme Heine
1990 Sigrid Heuck
1989 Heinz Wegehaupt
1988 Otfried Preußler
1987 Paul Maar
1986 Internationale Jugendbibliothek München (ijb)
1985 Ludwig Denecke und Heinz Rölleke
1984 Herbert Holzing
1983 Kurt Lütgen
1982 Barbara Bartos-Höppner
1981 Richard Bamberger und Cesar Bresgen
1980 Michael Ende
1979 Anna Krüger und Max Lüthi
1978 Willi Fährmann und Hans-Georg Noack
1977 Barbara Mandler-Bondy
1976 Walter Scherf